“Watch The Throne“, das neue Album der Hip-Hopper Jay-Z & Kanye West hinterlässt einen eher zwiespältigen Eindruck

Der Hip-Hop ist in der Küche angekommen. "Bueller had a Mueller / but I switched it to a Miele / because I'm richer", reimt Jay-Z auf "Gotta Have It". So weit geht das "Ich bin besser, ich bin reicher" schon, dass selbst deutsche Kühlschränke als Beweis für Coolness herhalten müssen. In den Texten von "Watch The Throne" finden sich weitere deutsche Markenprodukte wie Mercedes und Maybach als äußere Insignien von Reichtum.

Darum geht es Jay-Z und Kanye West offenbar: Sie wollen zeigen, dass es auch ein Schwarzer zu größtem Wohlstand bringen kann. Auf 450 Millionen US-Dollar wird das Vermögen von Jay-Z geschätzt. 15 Nummer-eins-Alben hat der 41 Jahre alte Präsident von Def Jam Records herausgebracht. Reicher ist im Hip-Hop laut Wirtschaftsmagazin "Forbes" nur P. Diddy mit geschätzten 480 Millionen Dollar.

Jay-Z und sein sieben Jahre jüngerer Kollege Kanye West geben in den Songtexten unglaublich an: Ich besitze nicht einen Mercedes, nein, es sind fünf; ich kann so viel Kokainlinien auf einem schwarzen Körper legen, dass er aussieht wie ein Zebra; ich kann mir die besten Stripperinnen der Welt kaufen; ich trinke nur Champagner. "Seht her!", rappen die beiden Superstars, "wir sitzen auf dem Thron!"

Und der Rest der Welt darf diesem Luxus-Leben zusehen, das so arrogant wirkt wie die Protzerei korrupter afrikanischer Potentaten. Gesellschaftskritik ist kein Thema für diese beiden Neureichen.

Deutlich interessanter als die doch sehr eindimensionale Lyrik ist die Musik auf "Watch The Throne". In Sachen Sampling macht diesem Erfolgs-Duo kaum jemand etwas vor. Hier gehören sie tatsächlich auf den Thron, allerdings mit The RZA, dem Kopf des Wu-Tang Clans, als Drittem im Bunde.

Jay-Z und Kanye West bedienen sich bei afroamerikanischen Künstlern früherer Dekaden, die für die Entwicklung eines neuen schwarzen Selbstverständnisses standen und Rassismus und Unterdrückung anprangerten. Außer Nina Simone werden auch James Brown, Curtis Mayfield und Otis Redding benutzt, jedoch nur musikalisch. Bei Otis Redding, jenem 1967 bei einem Flugzeugabsturz ums Leben gekommenen Soulsänger, rappen Jay-Z und West über einen längeren Ausschnitt von "Try A Little Tenderness", ohne das Original weiterzubearbeiten. "Otis" wird zur Hommage für den Soul-König.

"Watch The Throne" hinterlässt einen zwiespältigen Eindruck. Soundtechnisch gehört das Album mit zum Besten, was in den vergangenen Jahren im Hip-Hop produziert wurde, doch die nicht einmal augenzwinkernden Texte nerven auf Dauer. "Watch The Throne" ist ein weiteres Beispiel dafür, dass Hip-Hop als kritische Stimme der Afroamerikaner seine Bedeutung verloren hat.