Die wunderbaren Performer von Forced Entertainment lieben das ausufernde Erzählen

Hamburg. Puristischer kann Theater kaum sein. Zwei Darsteller stehen auf Europaletten wie auf einem Steg vor dem imaginären Urmeer. Eine Lichterkette spendet schummriges Licht, und schon rattert die Gedankenmaschine los. Über eine Stunde lang spinnen Robin Arthur und Terry O'Connor von der Sheffielder Performancegruppe Forced Entertainment in eine imaginäre Zukunft hinein. "Tomorrow's Parties" heißt ihr neues Werk, das koproduziert vom Internationalen Sommerfestival Hamburg deutsche Erstaufführung auf Kampnagel feierte.

"Oder in Zukunft ..." setzen sie immer aufs Neue an. "... das Leben spielt sich in schwimmenden Städten ab" oder "Termiten werden den ganzen Planeten bevölkern" oder "Sex ist Nostalgie für Ältere." Der Ton ist unaufgeregt. Egal, ob es sich um Horrorvisionen eines leer gefegten Planeten oder Wunschfantasien von wenigen Männern, die sich ein Heer von Frauen teilen, handelt. Natürlich schwingt in diesem Kaleidoskop immer ein Seitenhieb auf Auswüchse des Inhumanen in der Gegenwart mit.

Forced Entertainment ist bekannt für seine Liebe zum ausufernden, delirierenden Erzählen. Arthur und O'Connor könnten zwei Büroangestellte sein, die sich von einer Feier entfernt haben, um ihre eigene Zukunftsparty zu zelebrieren. Ihr kleiner, charmanter Wettstreit der Worte verweigert sich jeder theatralen Zuordnung. Und obwohl eigentlich nichts Aufregendes geschieht, provozieren sie mit minimalem Spiel Lacher, aber auch nachdenkliches Raunen im Publikum. Ja, es könnte auch sein, dass das Leben in der Zukunft nur eine Stunde dauert. Einen wunderbaren Theatermoment lang.

Forced Entertainment: Tomorrow's Parties 26.8., 21.00, Kampnagel, Jarrestraße 22-24; www.kampnagel.de