“Bring mich nach draußen“ heißt die laufende Tour von Wir sind Helden. Am 26. August spielen Judith Holofernes und ihre Jungs im Stadtpark.

Hamburg. Die Große Freiheit 36 im November 2003: Eine Kollegin hatte mich als Plus Eins mit zu Wir sind Helden genommen oder besser an den kümmerlichen Haaren mitgeschleift. Ich war doch sehr skeptisch. Deutscher Pop - das ist immer so eine Sache.

Wir sind Helden war damals die Band der Stunde, das erste Album "Die Reklamation" schwamm im Platin-Dauerbad und Kritiker und Medien waren von dort an blind für alles, was nicht Deutsch-Pop war. Noch als Judith Holofernes, Jean-Michel Tourette, Pola Roy und Mark Tavassol mit "Ist das so" das Konzert begannen, war ich am Grübeln. Ist das so ein Hype ohne Substanz? Leicht verdaulicher Pop-Ausverkauf? Und hätte ich gewusst, dass Judith Holofernes später einen Hang zu Kleid-über-Jeans-und-Gummistiefel entwickeln sollte ... dass diese Band unfreiwillig die Tür für Silbermond, Juli, Mia und so öffnen würde ... dann hätte ich wohl ihre Konzertplakate mit Parolen beschmiert.

Aber irgendwie war der Spaß, den die Helden in der Großen Freiheit - und nicht nur dort - vermittelten, intelligent. Guten Tag, ich will mein Leben zurück, erzählten die Helden. Du läufst wie ein Elefant hinterher, Rüssel an Schwanz. Wir müssen nur wollen. Die Freiheit tobte, und dann kam sie. Diese irre Ballade namens "Du erkennst mich nicht wieder": Wie konnte ein Song 1500 Menschen von eben auf jetzt zum Schweigen bringen? Warum schmeckte mein Bier auf einmal salzig? Ich wollte Judith Holofernes, die im Song ihre Kleider im Park verbrannte, ganze Gedichtzyklen schreiben und ihr so eine Muskatnuss des Trostes überreichen, gepflückt in Halmahera am Fuße des Mount Gamkonora. Was Lyrisches halt, um sie zu beeindrucken. So, wie sie mich beeindruckt hat.

So gut wie an diesem Abend war Wir sind Helden - subjektiv - nie wieder, nicht im Stadtpark, nicht beim Hurricane-Festival. Und den drei kommenden Alben "Von hier an blind" (2005), "Soundso" (2007) und "Bring mich nach Hause" (2010) fehlte bei aller Qualität der Zauber der Überraschung. Und doch haben sie dem deutschen Pop sein Leben zurückgegeben. Und tun es weiterhin, ohne dafür ein Denkmal zu wollen. Heldenhaft!

Wir sind Helden Fr 26.8., 19.30, Stadtpark (S Alte Wöhr), Saarlandstraße, Karten zu 33,80 im Vvk.; www.wirsindhelden.de