Am Sonntag stellt der Kinderbuchautor Paul Maar sein Buch “Sams im Glück“ vor, den siebten und angeblich letzten Band der Erfolgsreihe

Hamburg. Wenn ein rothaariges Wesen mit Schweinsrüssel sich Apfelkuchen, Nusskuchen und einen großen Löffel Eis gleichzeitig in den Mund schiebt, wenn es dabei fröhlich einen Reim nach dem anderen verbricht und sich um die entsetzten Blicke der Kuchentafelrunde nicht schert, dann ist klar: Das Sams ist wieder da. Wer kennt nicht das Fantasiewesen im Taucheranzug mit den blauen Wunschpunkten, die über die Jahrzehnte und Bände hinweg bei dem schüchternen Herrn Taschenbier für manches Chaos und doch jedes Mal für Rettung gesorgt haben?

Ende August erscheint nun Band sieben. Dass er "Sams im Glück" überschrieben ist, trifft die Sachlage nicht wirklich. Das Sams ist nämlich zu lange bei den Taschenbiers geblieben, sodass die jetzt selbst zum Sams werden. Mit dramatischen Folgen: Wenn Herr Taschenbier seine Sams-Phase hat, dann klaut dieser sonst so zurückhaltende Mann schon mal einen Bus, entführt ein Kamel und sprengt sogar das Dach seines Hauses weg - und kann sich hinterher an nichts erinnern. Aber das hilft ihm nichts, er landet im Gefängnis und verliert seine Arbeitsstelle. Bei soviel Pech bedarf ein Happy End schon samshafter List.

Zeitgleich mit dem Buch erscheint das Hörbuch. Die Vermarktungsmaschinerie läuft wie geölt; auch die Dreharbeiten für die Verfilmung haben schon begonnen. Am kommenden Sonntag hat das Buch Premiere in Hamburg. Da stellt Paul Maar, der Schöpfer des Sams, es auf Einladung der Buchhandlung Heymann in den Kammerspielen vor.

Nur schade, dass die Premiere nicht am Samstag ist, pardon, Sonnabend. Maar hat nämlich mit seiner Figur eine Menschheitsfrage beantwortet: Am Montag scheint der Mond, am Dienstag hat man Dienst, am Mittwoch ist die Mitte der Woche und so fort - aber was ist nur mit dem Samstag? Das Sams hat seinen festen Platz in den Fantasiewelten von Generationen von Kindern - wie Pippi Langstrumpf, Urmel aus dem Eis oder das Fliewatüüt. In seiner unbekümmerten Fröhlichkeit ist es eine Idealfigur, in die Kinder ihren eigenen Wunsch nach Stärke und Unangreifbarkeit hineinprojizieren können. Klar, dass sie sich begeistert auf jede Fortsetzung stürzen - auch da, wo erwachsene Leser sich etwa über einen holprigen Buchanfang wundern, der erst einmal in atemlosem Plusquamperfekt die Vorgeschichte nachliefert.

Das freche Sams ist für den Autor aber nicht die Hauptfigur, sondern das Gegengewicht zu Herrn Taschenbier. Der steht für Maar im Zentrum der Reihe. "Es gab ein Vorbild für ihn", erzählt er. "Mein Vater hatte einen Buchhalter, der war sehr still und ängstlich. Der hat nie widersprochen, selbst wenn er im Recht war. So wollte ich nie werden, obwohl ich als Kind auch sehr schüchtern war." Davon ist bei dem Mann mit dem gemütlich-ausladenden Schnurrbart und der fränkischen Satzmelodie, mittlerweile 73 Jahre alt und selbst Großvater, wenig zu spüren. Er formuliert gewandt und so selbstbewusst, als hätte sein andauernder Erfolg jeden Selbstzweifel weggewischt. Doch muss die Erfahrung von Schüchternheit und mangelndem Selbstbewusstsein tiefgreifend gewesen sein; in vielen seiner Werke sind die Protagonisten Jungen oder Männer, die sich nicht trauen.

Maar hat sein Personal über die Jahre altern lassen. Inzwischen hat ihn Herr Taschenbier an Jahren ungefähr eingeholt. Er hat jetzt auch ein Enkelkind. Nur das Sams ist alterslos - oder, wie es naseweis erklärt: "Ihr fragt nach dem Alter. Dabei ist es doch klar: Ich bin ein Jahr älter, als ich letztes Jahr war!"

Gegen so viel nassforsche Lebensfreude nehmen sich die unterschwellig verhandelten Themen fast bestürzend aus: Die verrückten Anwandlungen eines grauhaarigen Herrn und seine anschließende Fassungslosigkeit erinnern an Demenzkranke oder auch an das, was man im Volksmund als manisch-depressiv bezeichnet. Es spricht für die sprudelnde Fantasie des Autors, dass er die Situationen auffangen kann. Selbst Sohn Martin übersiedelt qua Wunschpunkt mit Frau, Kind und australischer Schafsfarm nach Deutschland.

Wurde am Ende von Band sieben auch Zeit, dass sich die Familienverhältnisse regeln. "Sieben ist eine magische Zahl", sagt der Autor. "Darüber will ich nicht hinausgehen."

Lesung mit Paul Maar So 28.8., 11.00, Hamburger Kammerspiele (U Hallerstraße), Hartungstraße 9-11. Karten zu 8,- in den Buchhandlungen Heymann und unter T. 48 09 30; www.sams-wunschbuch.de

Paul Maar: "Sams im Glück". Oetinger, 208 Seiten, 12 Euro, erscheint Ende August.