Das Altonaer Museum zeigt in seiner Optischen Wunderkammer eine Ausstellung zur Geschichte der Laterna Magica

Hamburg. Nichts ist mehr von Dauer, nicht einmal eine Dauerausstellung. Um sich gegenüber der immer größeren Konkurrenz der Bildungs- und Freizeitangebote zu behaupten, müssen Museen inzwischen nicht mehr nur mit attraktiven Sonderausstellungen aufwarten, sondern zugleich ihre eigenen Bestände von Zeit zu Zeit neu präsentieren. Schon seit seiner Eröffnung vor rund 110 Jahren sammelt das Altonaer Museum optische Geräte: Apparaturen, die mit unseren Sehgewohnheiten spielen und uns im wörtlichen Sinn hinters Licht führen. Guckkästen, Papiertheater, Dioramen und alle möglichen Arten von Projektoren. Von heute an widmet sich eine Kabinettausstellung in der bereits seit Längerem bestehenden Optischen Wunderkammer im ersten Stock des Museums der Geschichte der Laterna Magica.

Im 17. Jahrhundert wurden diese Projektionsgeräte erfunden, die die Menschen damals als magisch empfanden. Dabei ist das Prinzip denkbar einfach: In einem Kasten befindet sich eine Lichtquelle, deren Schein durch eine vorgesetzte Linse nach außen dringt. Bringt man ein transparentes Glasbild zwischen Licht und Linse, lässt sich ein Lichtbild auf die Wand projizieren. Im 18. Jahrhundert setzte man die Laterna Magica bei öffentlichen Vorführungen auf Jahrmärkten oder in Wirtshäusern ein, wo viele Menschen die geisterhaft immateriellen Bilder an der Wand betrachten konnten. Bei den bis zu zweistündigen Vorführungen, die man durchaus als eine frühe Vorform des Kinos bezeichnen kann, wurden die Bilder von einem Erzähler kommentiert und oft zusätzlich mit Musik untermalt.

In der Optischen Wunderkammer sind vor allem "Zauberlaternen" aus dem 19. Jahrhundert zu sehen, als sich der Apparat vom professionellen Vorführgerät zum Spielzeug wandelte. Gezeigt werden aber auch zahlreiche Laterna-Magica-Bilder, von denen das Museum einen Fundus von etwa 450 Exemplaren besitzt. Im Rahmen ihres Freiwilligen Sozialen Jahres hat Rebecca Schumann diesen Bestand jetzt digital inventarisiert und für die aktuelle Präsentation vorbereitet.

Von etwa 1870 bis 1910 wurde die Laterna Magica vor allem von Nürnberger Spielzeugunternehmen in großen Stückzahlen hergestellt und überwiegend im Versandhandel vertrieben. Man verkaufte sie meist im Set mit Laternenbildern, konnte aber damit rechnen, dass die Kunden später weitere Folgen dieser gläsernen Schiebebilder kauften, die vor allem für Kinder bald zu beliebten Sammelobjekten wurden.

"Trotz der relativ großen Stückzahlen blieb die Laterna Magica ein exklusives Spielzeug, denn sie konnte durchaus so viel kosten, wie ein Hamburger Hafenarbeiter in einer Woche verdiente", sagt Ausstellungskuratorin Vanessa Hirsch. Gerade weil die Glasbilder so zerbrechlich waren, behandelten die jugendlichen Besitzer sie mit großer Vorsicht, sodass sie über Jahrzehnte erhalten blieben und später - meist als Schenkung - ins Museum gelangten. Die Themen der Glasbildserien sind weit gefasst: Es gibt Folgen mit Sehenswürdigkeiten aus aller Welt, den Pyramiden zum Beispiel, oder mit Panoramen von London oder Paris und auch Bilder einer Forschungsreise in die Arktis und von exotischen Tieren.

Besonders beliebt waren aber Bilderfolgen mit lustigen Sketchen oder den bekannten deutschen Hausmärchen der Brüder Grimm.

"Wie schon bei den Papiertheatern und anderen frühen visuellen Medien ist auch bei der Laterna Magica die Verbindung von Bild und erklärendem Text besonders wichtig", sagt Vanessa Hirsch, die in diesem Zusammenhang auf die pädagogische Intention der heute so nostalgisch anmutenden "Lichtbilder" verweist.

Schon Gründungsdirektor Otto Lehmann wusste diese damals ultramoderne Vermittlungstechnik durchaus zu schätzen: Als er das Altonaer Museum im September 1901 am heutigen Standort eröffnete, gehörten Lichtbilder zu den Attraktionen des Hauses.

Lichtblicke. Die Geschichten aus der Laterna Magica. Altonaer Museum, Museumstraße 23, bis 2. September 2012, Di-So 10.00-17.00