Hamburg. Ein Anruf beim Konzertveranstalter: "Wie viele Besucher kommen denn heute zu 30 Seconds To Mars auf die Trabrennbahn?", fragen wir. "Fünfzehn", lautet die Antwort. "Fünfzehn was? Hundert? Tau...send?", haken wir nach und kennen doch schon die Antwort: "Fünfzehntausend. Joah, es wird voll." Respekt. 15 Monate nach ihrem letzten Hamburger Auftritt in der Alsterdorfer Sporthalle haben die US-Rocker von 30 Seconds To Mars aus Los Angeles gestern ihren Fanzuspruch glatt verdoppelt.

Eher aufgeregt als geduldig nehmen die zum Großteil weiblichen Besucher alle gebotenen Widrigkeiten auf sich. Die Anfahrt zur Bahrenfelder Trabrennbahn mit öffentlichen Verkehrsmitteln ist wie beim Jan-Delay-Konzert sechs Tage zuvor indiskutabel, auch am Eingang gibt es Stau, weil die Einlasszeit durch ein kräftiges Gewitter verschoben wird.

So ist es wohl nicht nur Begeisterung, sondern auch Erleichterung, mit der sich die Fans schon bei den Vorbands Morning Parade und Carpark North kreischend Luft machen. Endlich drin! Endlich Abendsonne!

Erleichterung weicht Hingabe, als in der Umbaupause bereits Videoclips von 30 Seconds To Mars über zwei Leinwände flimmern. Sobald Front-Marsianer Jared Leto auf den Bildflächen erscheint, steigt der Jubelpegel proportional zum Hormonspiegel - und als die Band leibhaftig mit "Escape", "Attack" und "Search And Destroy" beginnt, gehen Pegel und Spiegel die Pferde durch.

In den vorderen Reihen, wo kein Wind den Sound verweht, liegen sie Jared Leto zu Füßen und singen jede Textzeile mit. Gehorchen jeder der ungezählten "Make some noise"-Anfeuerungen. Weiter hinten schützt man sich mit den Händen vor den grellen Lichtkegeln oder probiert Paartänze mit Mülleimern. "This Is War" - es ist eine 80 Minuten lange, permanent animierte Emo- und Alternative-Rockshow aus zerlesenen Drehbüchern. Aber was haben sich jene Drehbücher? Genau: bewährt.

So fehlen auch nicht der obligatorische Solo-Akustik-Teil, Einladungen auf die Bühne und Nachhilfeminuten in Rockgeschichte mit "Message In A Bottle" von The Police und "Cowboys From Hell" von Pantera. Es gefällt wie bestellt. Nach dem finalen "Kings & Queens" sind Fans und Band nicht 15 000. Sie sind eins.