Peter Maertens, Schauspieler und Doyen im Thalia-Ensemble, feiert im Theater-Familienkreis seinen 80. Geburtstag. Das Abendblatt gratuliert.

Hamburg. Der Mann ist wie ein Baum. Nicht nur von der imposanten und stabilen Statur her. Der Schauspieler Peter Maertens agiert seit fast 60 Jahren auf Bühnenbrettern und ist dennoch sein Leben lang geerdet und in Hamburg verwurzelt geblieben. Vielleicht weil er noch vor seiner Theaterpassion den grünen Rasen als Showkampfplatz entdeckt hatte. Fußball und Theater sind bis jetzt seine Leidenschaft geblieben. Heute feiert der Doyen im Thalia-Ensemble seinen 80. Geburtstag. Ohne großes Tamtam, wie es seinem Stil entspricht, im Theater-Familienkreis. Denn auch seine drei Kinder Miriam, Kai und Michael sind der Bühnenwelt verfallen und Schauspieler geworden.

Jedes Familientreffen bringt knifflige Dispositionsprobleme. Fernsehen, Proben, Vorstellung. "Wir treffen uns diesmal weitab vom Schuss, in einem unbekannten Hotel", sagt Peter Maertens. Er unterbricht mal kurz die Proben zu William Shakespeares "Macbeth" in Gladbeck. Luk Perceval inszeniert dort das blutige Schlachtenspiel im Maschinenhaus Zeche Zweckel als Koproduktion von Ruhrtriennale und Thalia. Am 22. Oktober ist Hamburg-Premiere. Am 6. November folgt dann die offizielle Geburtstagsfeier für das Thalia-Ehrenmitglied Maertens.

Der von Kollegen wie Publikum geschätzte und hochverdiente Ensemblespieler hat nichts dagegen, Jubiläen zu feiern und sich auch mal würdigen zu lassen - aber nicht ohne einen eigenen Beitrag zu leisten. Sein 50. Bühnenjubiläum beging Maertens gemeinsam mit Miriam, Kai und "Michi" mit einer Aufführung von Andreas Marbers bissiger Theatersatire "Die Lügen der Papageien", in der sich der Clan über sich und sein Metier lustig gemacht hat. Humor und Selbstironie hat Maertens auch als Kantinen-Komödiant im Thalia-Rückblick auf 50 Jahre Haus-Historie seit der Wiedereröffnung nach dem Zweiten Weltkrieg 1960 bewiesen.

Auch diesmal erwidert er das Thalia-Geschenk der nachträglichen Geburtstagsfeier und tritt mit einem Sohn auf. "Michi gastiert beim Hamburger Theaterfestival und ist ein paar Tage in Hamburg. Wir lesen dann aus dem Briefwechsel des israelischen Satirikers und Dramatikers Ephraim Kishon mit dem Wiener Autor und Theaterkritiker Friedrich Torberg." Der Abend "Wenn der Vater mit dem Sohne ..." wird garantiert ein geistreicher und witziger Schlagabtausch auch zwischen den beiden Interpreten.

Für Maertens - nicht nur Vater von drei Schauspielern, sondern selbst ein "Theaterkind" als Sohn des Thalia-Intendanten Willy Maertens und der Schauspielerin Charlotte Kramm - ist Theater ein Lebenselement. Ihm liegt die Sache der Kunst am Herzen, darum braucht er nicht unbedingt an der Rampe den Virtuoso zu geben. Maertens hat in der Schule des legendären Regisseurs Heinz Hilpert am Deutschen Theater in Göttingen gelernt: Der Erfolg einer Aufführung basiert auf einer gemeinschaftlichen Leistung.

Als Episodenspieler bleibe einem nicht so viel Zeit, um zum Zug zu kommen, meint er. "Wie im Fußball hast du nur eine Chance. Im 'Macbeth' spiele ich jetzt den König Duncan, der wird nach ein paar Szenen umgebracht." Fröhliches Gelächter. Die entspannte und solidarische Einstellung von Maertens hat ihm nicht nur die Wertschätzung seiner sieben Intendanten eingebracht, sondern auch die Sympathie der jüngeren Regiegeneration.

Maertens war sich nicht zu schade, als Mittsiebziger mit Knarre und Lederjacke bei Nicolas Stemann in "Ulrike Maria Stuart" den gealterten Andreas Bader zu mimen, oder in der "Räuber"-Inszenierung als Allegoriefigur aufzutreten.

Der "schwere Charakterheld", wie man von seinem "Fach" früher geschwärmt habe, zeigt sich offen und vorurteilslos gegenüber dem sogenannten Regietheater, was nicht bedeutet, dass er alles mit sich machen ließe.

Ihn reizt es, Neues auszuprobieren und zu experimentieren mit Stemann oder seinem derzeitigen Lieblingsregisseur Luk Perceval. "Mit ihm kann ich übrigens auch mal über Fußball reden."

Denn es gibt für Maertens ein Leben neben dem Theater. Das liegt vielleicht daran, dass er schon seinen Eltern abtrotzte, in der "Bubimannschaft" des HSV neben Dieter Seeler kicken zu dürfen. "Meine Söhne haben mich dann zu FC St. Pauli gelotst", erzählt er. "Ihnen habe ich voraus, dass ich mit dem Thalia-Team zweimal deutscher Theatermeister wurde." Peter Maertens ist eben ein echter Teamplayer.