Mit seinem Programm “Alles nur Show!“ gastiert Entertainer Jörg Knör heute und morgen in den Fliegenden Bauten.

Fliegende Bauten. Auf Sylt folgt Hamburg. Das Wochenende hat Jörg Knör noch auf der Hanseaten liebster Urlaubsinsel verbracht. Er gastierte an zwei Abenden beim Meerkabarett in der Event-Halle zu Rantum. Ein guter Probelauf für Hamburg sei das gewesen, keineswegs nur Freizeit, sagt der Entertainer. "Urlaub ist für mich immer auch Arbeit." Knör wolle sein Repertoire ständig erweitern, je nach Aktualität. Und: Wer sich blamiert, wird parodiert. "Ich brauch mal ein Taschentuch" - so ein Schluchzer wie jener in der Rücktrittsrede des gestürzten schleswig-holsteinischen CDU-Heroen Christian von Boetticher kann da für Jörg Knör durchaus nützlich sein.

"Ich bin natürlich sehr boulevardesk", räumt der Komiker ein. Seine Themen-, vor allem aber seine Prominentenpalette ist lang und breit. Sie reicht von Albert von Monaco und dessen Charlene über Berlusconi, Bohlen und Bushido bis zu Nicolas Sarkozy. "Alles nur Show!" lautet denn auch der Titel seines Programms, mit dem Knör in den Fliegenden Bauten gastiert.

60 mehr oder weniger bekannte VIPs kann Knör in Tonfall und Wortwahl täuschend echt imitieren, gut 30 kommen im Programm vor. Sein erster Promi war Rudi Carrell, in dessen Fernsehshow "Am laufenden Band" Knör 1975 mit 15 Jahren der bis dato jüngste Kandidat war. Als er hernach im Schülerkreis von der Begegnung mit dem Holländer berichten sollte, entdeckte Knör sein parodistisches Talent. Mit 17 wurde er im WDR jüngster Fernsehansager, 1981 begann im ARD-"Talentschuppen" seine Bühnenkarriere im damals noch castingfreien Deutschland.

Ob vor oder nach der Wende: Jörg Knör stand immer mehr für Unterhaltung denn für Haltung. Letztgenannte unterscheidet einen unbequemen Kabarettisten bekanntlich von einem beliebigen Gebrauchskomiker. Knörs Vorbild war und ist Loriot, dessen Figuren "Wum & Wendelin" er in der ZDF-Show "Der große Preis" sieben Jahre lang die Stimmen lieh. Andere Kollegen bekamen Kleinkunstpreise, Knör erhielt als Mitglied des populären RTL-Wochenrückblicks "7 Tage - 7 Köpfe" den "Bambi". Doch vom Touren konnte und wollte der gebürtige Wuppertaler nie lassen.

"Ich bin ja jetzt nicht so unglaublich TV-präsent", beschreibt Knör den Ist-Zustand. Nach privaten Rückschlägen mit zwei gescheiterten Ehen hat der dreifache Vater und Neo-Single mit 52 Jahren die Vorzüge des Bühnenlebens neu entdeckt, das Prickeln, den allabendlichen "Flirt mit dem Publikum". Ein Textbuch hat er nicht, die Struktur seines zweistündigen Programms hat er im Kopf, es sei weniger sexistisch als früher. "Ich bin ja mein eigener Theaterchef mit einem höchst prominenten Ensemble", sagt Knör. Zu jenem zählen auch Comedians wie der Berliner Massenbespaßer Mario Barth oder der Hesse Maddin "Aschebeschär" Schneider, denen Knör so ganz nebenbei den Spiegel vorhält. Seine Soloshow stützt sich zudem auf ein gutes Dutzend Liedchen - auch Udo Lindenberg lässt grüßen. Und an einer weißen Wand schüttelt Knör auf der Bühne Karikaturen quasi aus dem Ärmel.

Karl Lagerfeld und Helmut Schmidt gehören dazu, in Bild und Wort. Den Altkanzler hat er nach mehr als 20 Jahren wieder ins Programm aufgenommen. Nichtraucher parodiert Raucher. Knör: "Ich bin als Nichtraucher auch mal bei Philip Morris aufgetreten." Gut bezahlte Galas von Industrie und auch Parteien nimmt Knör seit Jahren mit. Ob CSU, SPD oder FDP, "ich bin schon bei allen gewesen". Auch diese Leute hätten ein Recht auf Unterhaltung. Und: "Applaus ist Applaus."

In Hamburg hat er ein treues Publikum. Wenn Knör hier im Vier-Sterne-Designhotel logiert, leiht er sich immer ein Fahrrad. Bei einer Runde um die Außenalster kam ihm dabei eine Parodie auf Facebook in den Sinn: Das wird im Helge-Schneider-Stil dann zum "Fratzebook". Auch eine Form von Arbeit.

Alles nur Show! Mo 22./Di 23.8., jew. 20.00, Fliegende Bauten (U St. Pauli), Glacischaussee 4, Karten zu 23,90 bis 32,90 unter T. 39 88 14 21; www.fliegende-bauten.de