Die glanzvoll erneuerte Kunsthalle Bremen öffnet heute wieder - zunächst noch ganz ohne Bilder. 30 Millioenen Euro kostete der Neubau.

Bremen. "Endlich Aufgeschlossen" heißt das Motto, mit dem die Kunsthalle Bremen an diesem Wochenende nach mehr als zweijähriger Bauzeit wiedereröffnet wird. "Eigentlich ist es keine Erweiterung, sondern ein Neubau, deshalb sprechen wir auch von der neuen Kunsthalle", sagt Direktor Wulf Herzogenrath, dessen Museum jetzt ein Drittel an zusätzlicher Fläche gewonnen hat. Möglich geworden ist das vor allem durch privates Engagement, denn ein Drittel der mit 30 Millionen Euro veranschlagten Baukosten trägt als Hausherr der Kunsthalle der Kunstverein, der diese Summe wiederum von zwei Bremer Familien erhalten hat. Den Rest übernehmen das Land Bremen und der Bund. Ganz hat die Summe am Ende dann doch nicht ausgereicht, doch die Mehrkosten von etwa sechs Millionen Euro bleiben im Vergleich zu anderen Großprojekten im Rahmen.

Wer die traditionsreiche Kunsthalle in den nächsten Wochen besucht, dem wird dieses 1849 eröffnete und später mehrfach erweiterte Gebäude zugleich vertraut und neu vorkommen. Vertraut ist die historistische Sandsteinarchitektur des Altbaus, dem jetzt zwei kubische Erweiterungsbauten mit einer Fassade aus Betonwerkstein angefügt sind, der auf Hochglanz geschliffen wurde. Der Entwurf des Berliner Büros Hufnagel Pütz Rafaelian Architekten trumpft nicht auf, sondern bemüht sich um Funktionalität und darum, die Architektur des 19. Jahrhunderts in einer zeitgemäßen Rahmung auf neue Weise zur Wirkung zu bringen.

Von heute an können die Besucher etwa einen Monat lang die Architektur pur erleben, denn vorläufig präsentiert sich das Museum noch ganz ohne Bilder. Doch leere Museen haben einen ganz eigenen Charme, sie offenbaren die ihnen zugrunde liegende architektonische Idee und regen außerdem dazu an, sie im Kopf mit all jenen Bilder zu füllen, für die Bremen berühmt ist: van Goghs "Mohnfeld" etwa, Toulouse-Lautrecs "Junges Mädchen im Atelier" oder Pissarros "Landschaft mit pflügen-dem Bauern" - drei Spitzenwerke, die zu den "noblen Gästen" gehören, die die Bremer Kunsthalle ihrem Hamburger Schwestermuseum während der Schließzeit überlassen hat. Einerseits sind Alt und Neu klar voneinander getrennt, andererseits aber harmonisch miteinander verbunden: Die Fußböden im Altbau bestehen aus dunklem, im Erweiterungsbau aus hellem Eichenparkett. Die seitlichen Außenmauern des historischen Bauwerks verleihen den Neubauflügeln als Seitenwände ein nobles Gepräge, das einen reizvollen Kontrast zur Sachlichkeit der Ausstellungsräume bildet. Und die Lichtbänder der Decke der neu gewonnenen Ausstellungssäle korrespondieren mit den Fensterachsen des Altbaus.

Ganz leer und "kunstlos" ist Bremens neue Kunsthalle aber auch jetzt nicht, denn einige fest mit der Architektur verbundene Werke sind bereits zu sehen, außerdem zeigt das Museum zum Auftakt eine Video-Installation der Schweizer Medienkünstlerin Pipilotti Rist. Dauerhaft zu erleben ist der wahrscheinlich aufregendste Neuzugang: die eigenes für die Architektur der Kunsthalle konzipierte Installation "Above - Between - Below" des amerikanischen Lichtkünstlers James Turrell. Wenn Herzogenrath auf dieses Werk zu sprechen kommt, das sich in einer Achse über drei Etagen erstreckt, aber in seiner ideellen Konzeption bis zum Sternenhimmel über Neuseeland reicht, gerät er schnell ins Schwärmen: "In diesem Lichtraum erlebt der Besucher eine völlig neue Dimension der Kunst und dazu die Ewigkeit des Universums."

Kunsthalle Bremen Am Alten Wall 207, 28195 Bremen, Di 10.00-21.00, Mi-So 10.00-18.00. Mit Start der ersten Sonderausstellung (Edvard Munch) am 15. Oktober ist wird auch die Sammlung wieder präsentiert. Der Eintritt ist zunächst frei.