Frank Thannhäuser hat mit “Der unheimliche Mönch“ bereits den neunten Krimiklassiker übersetzt. Heute ist Premiere im Imperial-Theater.

Imperial. Wenn es Herbst wird, haben die Theater Hochsaison. Im Oktober jedoch klinkt sich Frank Thannhäuser seit ein paar Jahren für einige Wochen aus dem Betrieb seines Hauses aus. Der Intendant des Imperial-Theaters, der auch schon mal an der Kasse sitzt, macht dann Urlaub bei Bekannten in Atlanta im US-Bundesstaat Georgia - und übersetzt dort einige Stunden am Tag Werke von Edgar Wallace ins Deutsche. Damit der Betrieb in seinem Haus an der Reeperbahn gleich gegenüber den Tanzenden Türmen schon im August mit neuer Spannung ruhig weiterlaufen kann. So auch diesmal.

"Der unheimliche Mönch" ist bereits der neunte Wallace-Krimi, den Thannhäuser fürs Imperial-Theater übersetzt hat. "Zum Glück tantiemenfrei", wie Geschäftsleiter Florian Lienkamp anmerkt. Seit 2003 hat sich das kleine Privattheater auf St. Pauli als eines von nur drei deutschen Häusern neben dem Münchner Blutenberg-Theater und dem Berliner Kriminaltheater auf Krimis spezialisiert. Und das Hamburger Publikum, das bei Agatha Christies "Die Mausefalle" zuletzt für eine Auslastung von 92 Prozent sorgte, weiß offenbar, was es an den Inszenierungen hat. "Wir betrachten die Krimis auch mit einem Augenzwinkern, nehmen alles nicht so ernst, und das überträgt sich auch aufs Publikum", nennt Thannhäuser das Erfolgsrezept.

Anerkennung hatte der gebürtige Kasseler, 1994 auch Gründer des Imperial-Theaters, zwar schon zuvor als ausgezeichneter Übersetzer von Musicals wie "Grease" oder "Gypsy" gefunden. Doch erst dank der Krimis scheinen Thannhäuser und seine nur vier festen Mitarbeiter vor theatralischen und kommerziellen Bauchlandungen gefeit.

Zum Gesamterfolg beitragen sollen auch diesmal Bühnenbild und Kostüme, die der Regisseur zusammen mit Alexander Beutel ebenfalls selbst entworfen hat. "Mal geht was auf, dann was hoch, es soll schon noch überraschen", sagt Thannhäuser. "Wir haben seit mehr als einer Woche im Bühnenbild geprobt, das ist für uns schon Luxus."

Die Handlung des neuen Stücks entführt die Zuschauer ins England der 1920er-Jahre. "Der unheimliche Mönch" spukt in einer aufgemöbelten Abtei. Und im Landhotel Monkshall von Colonel Redmayne (Janis Zaurins) und seiner Schwester Millie (Verena Peters) könnten die Geschäfte etwas besser laufen. Das Anwesen liegt zum einen etwas abgeschieden, zum anderen zeigt der Colonel gegenüber den wenigen Gästen, wie etwa Miss Veronica Elvery (Heidi Klein), ein überwiegend ablehnendes Verhalten.

"Es geht ja nichts über einen guten Mord zur Pause", gibt Thannhäuser ein Spannungselement preis. Der Regisseur baut auf sein bewährtes Ensemble, zu dem auch die als "Die seltsame Gräfin" bekannte Elga Schütz alias Mrs. Cotton gehört. Und Janis Zaurins mache sogar John Cleese Konkurrenz, meint Thannhäuser. "Ich weiß bloß noch nicht, ob das Lob oder Tadel ist ..."

Thannhäuser hat sich bei seiner Übersetzung weitgehend an das Wallace-Original "The Terror" gehalten. Anders als jene beiden Verfilmungen, die vor allem älteren Semestern noch aus den 60er-Jahren bekannt sein dürften. "Der Mönch mit der Peitsche" hieß 1967 das farbige Remake mit Joachim "Blacky" Fuchsberger als Inspektor Higgins und Uschi Glas als reicher Erbin Ann, die im Mädcheninternat in Gefahr gerät. Das spätere "Schätzchen" Glas hatte übrigens bereits 1965 in Harald Reinls erster Schwarz-Weiß-Verfilmung von "Der unheimliche Mönch" - sie spielte in einem Mädchenpensionat - in einer kleineren Rolle ihr Filmdebüt gefeiert. Glas musste damals jedoch synchronisiert werden: Ihr bayerischer Akzent war noch zu stark ausgeprägt.

So etwas kann im Imperial-Theater nicht passieren, hier kommt höchstens das Orgelspiel vom Band. Und die Spannung wird noch monatelang aufrechterhalten werden. Bis zur nächsten Neu-Übersetzung Thannhäusers.

Der unheimliche Mönch Premiere heute, 20.00, Imperial-Theater (U St. Pauli), Reeperbahn 5, Karten zu 15,- bis 30,- unter T. 31 31 14; weitere Infos und Termine: www.imperial-theater.de