Das kämpferische Duo Alison Mosshart und Jamie Hince von The Kills röhrt am 22. August im Hamburger Docks direkt aus der Bluesgarage.

Schöner als Alison Mosshart besingt derzeit wohl niemand "The Last Goodbye". Die Sängerin des Duos The Kills wirkt mit den letzten Dingen wohlvertraut, und so desillusioniert klingt ihre Röhre auch. Sie passt ins Konzept des aktuellen Kills-Werkes "Blood Pressures", auf dem Mosshart und ihr Kollege Jamie Hince aufs Feinste durchwachte Nächte, Auszehrung und Erschöpfung zelebrieren.

Dazu haben die beiden ein paar schmucke Musikvideos gedreht, in gesichtslosen Hotelzimmern oder im verwaisten Backstage-Bereich einer Bühne irgendwo auf der Welt. Es sind Zwischenstadien des Lebens, die die stets stilsicher in Szene gesetzte Nachlässigkeit des Duos betonen. Nur dass hier hinter dem modischen Äußeren die Qualität der Musik nicht zurücksteht.

Im Vergleich zum manchmal recht simplen Minimalismus ihrer ersten Werke bordet das Album über vor schaurig scheppernden Blues-Gitarren direkt aus dem Rachen New Yorks der 60er-Jahre und brachial eingesetzten Maschinen. An den Drumcomputer, der auf allen Kills-Alben eigentlich so unpassend vor sich hin wummert, hat man sich gewöhnt. The Kills huldigt einem rostigen Neo-Blues, der von Abklärung kündet, aber gleichzeitig eine Ungezügeltheit und Verzweiflung ausstrahlt, die mit den Mythen des Rock 'n' Roll wunderbar harmoniert. Beinahe wirkt die Musik wie ein ironisches Zitat. Die Garage ist tot, es lebe die Garage.

Der Brite Hince, 42, und die Florida-Schönheit Mosshart, 32, lernten sich vor einer guten Dekade in einem Hotel kennen. Beide hatten sich durch diverse Bands gespielt und waren doch noch auf der Suche nach dem richtig heißen Ding. Sie haben es gefunden in einer Musik, die nach filterlosen Zigaretten und schwarzem Kaffee klingt, nach Existenzialismus und Antikapitalismus. Nach Anfängen auf "Keep On Your Mean Side" (2003) mit einem eher undifferenzierten Garagenrock und dem minimalistischen Nachfolger "No Wow" im Jahr 2005 hatten sie ihren Sound auf "Midnight Bloom" (2008) bislang am weitesten reduziert. Nur um jetzt auf "Blood Pressures" zur Dynamik und dem Kampfgeist der Anfänge zurückzukehren. Ein Glück.

In "Heart Is A Beating Drum" faucht die Gitarre wie ein angeschossenes Tier. Und wenn Mosshart singt "Looking in the mirror/ looking back/ a look of wild living/ bound to crack", bekommt das ungesunde Leben etwas höchst Verführerisches. Sorgen, dass diese Besessenheit irgendwann einmal implodieren könnte, muss man bei den beiden nicht hegen. Es bleibt stets gut konsumierbar. Auf dem Hurricane-Festival legten The Kills bereits einen furiosen Auftritt hin. Am 22. August lädt das Duo zu einem lang ersehnten Clubkonzert ins Docks. Nicht verpassen.

The Kills Mo 22.8., 20.00, Docks (S Reeperbahn), Spielbudenplatz 19, Karten zu 27,70 im Vvk.; www.thekills.tv