Schlachter hatte ich eigentlich werden wollen, doch eine erst spät diagnostizierte Wurstallergie machte diesen Berufswunsch zunichte. Eine Weile studierte ich Astrologie auf Magister, in dem Wissen, dass nur schwer Geld damit zu verdienen war, weshalb ich mich beim Arbeitsamt nach etwas anderem erkundigte. Der Eignungstest ergab, dass mein Traumberuf Tankwart wäre. Nur dass es diesen Beruf eigentlich nicht mehr gab, und so beschloss ich, nach einigem Hin und Her, eine Lehre als Pirat zu beginnen, denn auch da war man viel draußen und hantierte mit Säbeln.

Wir piraterierten auf der Außenalster. Ein Verbund aus einem Meister, einem Gesellen und mir. Der Meister, ein Holzbeiniger, Hakenhändiger, Papageien-besetzter Mittfünfziger namens Peter Schowiak, der sich aber Black Peddar nennen ließ, führte uns in die Geschicke des Piratengeschäfts ein, das gerade auf der Außenalster einiges an Geschick erforderte, da dort nur wenig Schiffe anzutreffen sind - und diese meist kaum Güter mit sich führen. Tretboote mit Freizeitkapitänen, die Butterbrotdosen mit Schnittchen, im besten Falle Buletten bei sich haben. Ausflugsschiffe mit besserwisserischen Senioren, die nicht an Piraten glauben. Und so lauerten wir die meiste Zeit, arbeiteten an unserer Maskerade. Schowiak zeigte uns, wie man sich eine Hand amputierte, ein Gewinde in den Stumpf einsetze, in das sich beliebig Haken, Halter oder Papageien einschrauben ließen. Wir stachen uns ein Auge aus und bedeckten das Malheur unter einer schwarzen Klappe.

Ohnehin, als moderner Pirat war man ein halber Chirurg. Denn ein guter Pirat, so Schowiak, brauche von allem nur die Hälfte. Angefangen mit den Gliedmaßen bis hin zum Verstand, den wir uns mit Rum entfernten.

Es war eine anstrengende Zeit, in der ich das Gefühl hatte, mich mehr und mehr zu verlieren. Ich stieg aus. Heute betreibe ich erfolgreich eine Schönheitsklinik in Eppendorf.