Hamburg. Es geschieht nicht eben oft, dass der Württembergische Landessportbund mit großen Wirtschafts- und Finanzzeitungen zu tun hat. Und so waren die schwäbischen Sportfunktionäre schon etwas erstaunt, als sie vor ein paar Tagen eine Anfrage des "Wall Street Journals" (WSJ) erreichte. Die Wirtschaftszeitung wollte wissen, ob sie bereit seien, ihr ihre Internet-Domain wsj.de zu verkaufen, unter der sich bisher die Württembergische Sportjugend online präsentierte.

Das amerikanische Wirtschaftsblatt will unter wsj.de ein deutschsprachiges Internetportal starten. Das hatte am Freitag der Schweizer "Tagesanzeiger" gemeldet. Nach einem Bericht des "Handelsblatts" von gestern wurde bereits ein Chefredakteur gefunden, "ein Finanzjournalist aus Düsseldorf". Die Meldung hat einen gewissen Charme: Nach Informationen des Abendblatts steht der künftige Wsj.de-Chef derzeit noch in Diensten des "Handelsblattes". Es handelt sich offenbar um einen jungen, wenig bekannten Redakteur.

Dass kein Großer der Branche als Chefredakteur von wsj.de vorgesehen ist, passt zum Bericht des "Handelsblatts". Demnach will das Blatt, das dem Medien-Tycoon Rupert Murdoch gehört, nur "einen höheren einstelligen Millionen-Euro-Betrag" in das deutschsprachige Portal stecken. Es soll eng mit der ebenfalls zu Murdochs Reich gehörenden Wirtschaftsagentur Dow Jones zusammenarbeiten, bei der für wsj.de angeblich zehn neue Stellen geschaffen werden.

Nach einem großen Wurf klingt das nicht. Aber WSJ und Dow Jones verfügen zusammen über das weltweit größte Wirtschaftskorrespondentennetz. Sollte Murdoch es doch ernst mit dem Projekt meinen, könnte es für das "Handelsblatt" und die "Financial Times Deutschland" ziemlich eng werden.

Die schwäbischen Sportfunktionäre haben über die Anfrage des WSJ übrigens noch nicht entschieden.