Ein Glosse von Tom R. Schulz

Gemeinsames Schlafzimmer, getrennte Betten: So verbringen Ernie und Bert schon seit Anbeginn der "Sesamstraße" ihre Nächte. Die beiden niedlichen Herren aus dem Kinderfernsehen, chronisch grantelnd der eine, fröhlich und schlichten Gemüts der andere, riefen sofort die Beziehungsfantasien erwachsener Zuschauer auf den Plan. Was treiben Ernie und Bert wohl, wenn das Licht ausgeht? Klarer Fall: die beiden sind schwul.

Im derben deutschen Comedy-Fernsehen mussten die sonst als Boten kindlicher Unschuld durchvermarkteten Muppetfiguren, die selbst auf Pamperswindeln mit Rumbarasseln ihr harmloses Unwesen treiben, gar Porno-Verballhornungen als einäugige SM-Lederkerlchen Bernie und Ert erdulden. Dabei gab's nie ein Coming-out. Warum auch? Ihre Erfinder sagen, Ernie und Bert trügen zwar menschliche Züge, seien aber keinem Geschlecht zuzuordnen. Infantile Moralisten sammeln jetzt im Internet Unterschriften dafür, dass die Puppenknaben in den Hafen der Homo-Ehe einlaufen sollen. Damit würde ein Zeichen für all die sexuell anders orientierten Kinder gesetzt, die deswegen unter Gemeinheiten von Schulhof-Bullies zu leiden hätten. Puritanisches Gutmenschentum kennt keine Grenzen. Außerdem liegen Ernie und Bert doch jetzt schon ständig überkreuz, wie jedes von der Zeit geprüfte und für tauglich befundene Ehepaar. Wozu da noch ins Standesamt?