Lili Nalovi und Jesko Willert zeigen ihre Installationen und Fundstücke im ehemaligen AK Barmbek

Wasserturmpalais. Ein Boot mit meterhohem Mast liegt wie gestrandet vor dem alten Allgemeinen Krankenhaus Barmbek und strahlt mit den Eingangstüren in einem hellen Türkis um die Wette. Noch vor fünf Wochen stand das Backsteingebäude an der Fuhlsbüttler Straße leer. Dann zogen Lili Nalovi und Jesko Willert in den Südflügel neben dem historischen Wasserturm ein, in den Köpfen Ideen und Visionen für 700 Quadratmeter Gestaltungsfläche. Die Ambition des Künstlerpaares: Es will aus den vorgegebenen Räumen ein Gesamtkunstwerk erschaffen.

Innen greifen Nalovi und Willert die Farbgebung von der Fassade wieder auf und schaffen dadurch im Erdgeschoss eine maritime Kulisse für zwei Trimarane, die Willert selbst gezimmert und auf ihre Seetüchtigkeit getestet hat. Ein beiliegendes Fotoalbum dokumentiert die Jungfernfahrt auf der Alster. Die beiden Boote sind die ersten von zahlreichen Installationen, denen die Besucher auf zwei Etagen begegnen - auf Socken, denn an der Schwelle zu diesem Raum müssen die Schuhe ausnahmsweise ausgezogen werden.

Wer nun glaubt, das Meer sei Thema der Nalovi-Willert-Ausstellung, der ist auf dem falschen Dampfer. "Moods, Environments, Paintings" (Stimmungen, Umgebungen, Gemälde) hat das Künstlerpaar seine Ausstellung genannt. Ganz schlicht und ganz allgemein. "Wir lassen uns nicht gerne festlegen", sagt Willert. "Wir sind reisende Künstler." Einen Fixpunkt und besonders wichtigen Schaffensort hat das Paar, das seit 21 Jahren zusammen lebt und arbeitet, dennoch: das Hamburger Atelier Bel Étage.

Ohne ihre zahlreichen weiten Reisen wären die Ausstellungen von Nalovi und Willert nicht dieselben. Leidenschaftlich erzählen sie von ihren Auslandserfahrungen, von der erlebten Gastfreundschaft, den fremden Traditionen, den schillernden Eindrücken - und so hält die ganze Welt Einzug in ihre Kunst. Fundstücke, Wandbehänge und Objektinstallationen sind Teil der Ausstellung. Liebevoll gestaltete Details wie versilberte Wände, Federlampen und jede einzelne gestrichene Treppenstufe geben eine Ahnung davon, wie umfassend das Paar arbeitet. Die Künstler beleben Räume mit ihrer Kreativität und verwandeln sie in komplexe, begehbare Kunstwerke.

Nalovi und Willert betrachten die Tatsache, dass sie im alten Krankenhaus ausstellen (dürfen), nicht als Privileg. "Es ist kein Luxus, Räume zu bekommen und zu gestalten", meint Willert. "Es ist eine Notwendigkeit." Deshalb haben die beiden zu keiner Zeit bezweifelt, dass ihr Projekt gelingt, obwohl Nalovi die Herausforderung im Nachhinein sehr wohl sieht: "Es gehörten eine Menge Arbeitseinsatz und Mut dazu." Die eigenhändig gesicherten Eingänge meint sie damit, aber auch die selbst verlegten Stromleitungen.

In gut zwei Wochen zieht die Ausstellung wieder aus dem alten Krankenhaus aus, und die Räume werden für ein Gesundheitszentrum renoviert. Damit gehen Nalovi und Willert gelassen um. Es ist gerade die Vergänglichkeit, die ihre temporären Raum-Kunstwerke so eindrücklich macht.

Zur Vernissage erwartet das Künstlerpaar einen DJ und mehrere Hundert Besucher, die aus der Eröffnung eine große Party machen sollen. Auch die Ärzte, die früher in den Räumen des alten Krankenhauses gearbeitet haben, wurden zur Vernissage eingeladen und haben zugesagt.

Ob sie ihren alten Arbeitsplatz wiedererkennen werden? Im Eingangsbereich verbreitet nur noch der geflieste Boden einen Hauch von Krankenhausatmosphäre. Sonst ist von der ehemaligen Funktion der Räume nichts mehr zu erkennen. Sie ist überschrieben mit Eindrücken, Stimmungen und Bildern aus aller Welt.

Moods, Environments, Paintings Vernissage Sa 13.8., 18.00, Wasserturmpalais (S Rübenkamp), Fuhlsbüttler Straße 405, geöffnet bis So 28.8., Mo-Fr 16.00-21.00, Sa/So 13.00-21.00, Eintritt 5,- Erw., Kinder frei; www.nalovi-willert.de