Hamburg. Kontrastreicher hätte das erste NDR-Jazzkonzert nach der Sommerpause am Donnerstag am Rothenbaum nicht sein können: Hier die kühl kalkulierende Avantgarde-Pianistin Aki Takase, dort der mediterran-melodisch überschäumende Bassist Renaud Garcia-Fons. Die Japanerin mit Wohnsitz in Berlin hat jahrelang in diversen Duos das Feld zwischen Komposition und freier Improvisation durchpflügt, in größeren Formationen alte Jazzkomponisten mit neuen Mitteln erforscht.

Mit ihrem prominent besetzten La Planète Quartet betritt Aki Takase nun Neuland. Freilich gehen Dominique Pifarély, Vincent Courtois, Louis Sclavis und Takase eher zögerlich ins "Geviert", meist herrscht ein "Duolog" zwischen jeweils zwei Instrumenten. Da fallen Klarinette, Geige, Cello und Klavier miteinander übereinander her, da zerfetzen sie die komplexe, eher zeitgenössische Klassik als Jazz gleichende Musik zu einem improvisatorischen, wilden Wirbel.

Den Kontrabassisten Renaud Garcia-Fons kennt man vor allem als virtuosen Höhenjäger mit solistischer Auslaufgarantie. Seine Musik zu Lotte Reinigers Scherenschnitt-Film "Die Abenteuer des Prinzen Ahmed" von 1926 enthält musikalisch nichts, was er nicht anderweitig schon ausgedrückt hätte: ein mediterraner Mix mit stark orientalischem Stempel.

Freilich zwingen ihn die Bilder zur Kontrolle. Von einem völlig überflüssigen Basssolo zu Beginn abgesehen, hielt Garcia-Fons seine Spielwut zugunsten seines Sextetts und seiner Arrangierkunst im Zaum. Die Stücke verlaufen stellenweise zwar im Leeren, etwa, wenn im großen Schlusskampf die Musik das Geschehen im Stich lässt. Dennoch ist Renaud Garcia-Fons eine sehr poetische Untermalung eines überaus bezaubernden Films gelungen. Dieser tut seiner Musik sogar besser als sie sich allein.