Das Londoner Gastspiel von Andrew Lloyd Webbers Musicalhit setzt in der Staatsoper den Erfolg aus dem Vorjahr fort

Hamburg. "Das Schauspiel endet, die Rührung vergeht, der Alltag ist da", heißt es zu Beginn des Musicals "Evita". Das ist allzu wahr. Es betrifft nicht nur das kurze Leben der Maria Eva Duarte de Perón, sondern auch diesen Musicalabend in der Hamburgischen Staatsoper. Er zieht beschwingt vorüber. Und hinterlässt ein Gefühl von wohliger, historisch untermauerter Sommerunterhaltung. Mehr aber auch nicht. Es gibt ausladende Kostüme zu bewundern, Sangeskunst von großer Schönheit und manchmal auch mit viel Zuckerguss. Der Musicalhit von Andrew Lloyd Webber und seinem Texter Tim Rice wurde vor einem Jahr in Hamburg so stark bejubelt, dass die modernisierte Produktion aus dem Londoner Westend nun zum zweiten Mal gastiert.

Erneut verkörpert Abigail Jaye die Titelrolle. Ihre Eva Perón ist eine gesellschaftliche Aufsteigerin, die sich mit Kopf und Koketterie aus den Tiefen ihrer elenden Herkunft in die erste Reihe der Mächtigen kämpft ("Buenos Aires, ich komme"). Das ist nicht nur an ihrem Wechsel von der dunkelhaarigen Schönheit im Blumenkleid zur blonden, stahlharten Diamantenbraut an der Seite ihres Gatten Juan Perón erkennbar. Für diese Eva Perón ist die Realität lediglich das Material des Möglichen. Und Jaye gewinnt ihr manch schillernde Facette ab.

Flott spielt sich das Ensemble in zahlreichen Massenauftritten durch das Leben der glamourösen Nationalheiligen. Nur 13 Musiker sorgen unter der Leitung von Matthew J. Loughran für die teils elektronisch erzeugte Klangpracht. Fragwürdig bleibt, warum über dem Geschehen Ché Guevara als allwissender Erzähler wachen muss. Auch dem Treppen- und Säulen-Bühnenbild hätte ein wenig Abwechslung gutgetan. Berührende Momente gelingen, wenn Eva Perón das politische Gewissen der Massen wachrüttelt. Und wenn sie "Santa Evita" im Duett mit der jungen Clara Lepsius singt, die zum Chor der Hamburger Alsterspatzen gehört und ihm alle Ehre macht.

Evita bis 21.8., Hamburgische Staatsoper, Dammtorstraße 28, Karten unter T. 30 30 98 98