Schluss mit dem Schauspiel? Hollywood-Star Joaquin Phoenix erklärt in einer geheimnisumwitterten Dokumentation “I'm Still Here“.

Mit dem Golden Globe und einer Oscar-Nominierung für seine Rolle als Johnny Cash im Film "Walk the Line" war der Schauspieler Joaquin Phoenix weit oben angelangt in Hollywood. Umso verwunderter war man, als er im Herbst 2008 seine Abkehr von der Schauspielerei verkündete, um eine neue Karriere als Rapper zu starten. Sein Kollege, Freund und Schwager Casey Affleck (eindrucksvoll in "Gone Baby Gone", "The Killer Inside Me") verfolgte diesen Selbstfindungsprozess mit der Kamera. "I'm Still Here" ist sein Debüt als Regisseur.

Geradezu tragikomisch mutet dieser Abschied von Hollywood und das Unterfangen, sich selber neu zu erfinden, an. So wirkt Phoenix höchst missionarisch, wenn er in der "Late Night Show" von David Letterman monologisiert. Dazu passt sein Äußeres mit wachsendem Vollbart und zunehmend ungekämmten Zottelhaaren - Zeichen des Protestes oder vielmehr ein Symbol für ein zunehmendes Abdriften in Wahn und Selbstüberschätzung?

Bei der Premiere im vergangenen Jahr in Venedig durfte man noch rätseln, ob es sich um einen Dokumentarfilm oder aber um ein "Mockumentary", also eine inszenierte Doku, handelte - inzwischen ist die Wahrheit bekannt, das nimmt "I'm Still Here" etwas von der diesbezüglichen Spannung, schmälert das Vergnügen des Zuschauers jedoch nur unwesentlich. Der Film stellt die Frage nach der Rolle des Künstlers in von Medien dominierten Zeiten und fügt Filmen über Künstler in der Sinnkrise (wie Sofia Coppolas "Somewhere" oder Todd Haynes' "I'm Not There") eine interessante Facette hinzu.

Bewertung: empfehlenswert

I'm Still Here USA 2010, 106 Min., ab 16 J., R: Casey Affleck; D: Joaquin Phoenix, Casey Affleck, täglich im 3001 (OmU); www.imstillheremovie.com