Ein Selbstfindungs-Film, der das Wasser im Munde zusammenlaufen lässt. Vielleicht wird Nigel Slater auch hierzulande ein wenig bekannter.

Das Buch, das der Junge im Licht der Taschenlampe unter der Bettdecke heimlich liest, enthält nicht etwa Erotisches, sondern ist ein Kochbuch. Für Nigel Slater liegt genau darin die Verheißung, die Stimulation seiner Sinne, ein Gegenentwurf zu der Küche seiner Mutter, die aus Dosengerichten und Verunglücktem besteht - im besten Fall gibt es leckeren Toast. In der britischen Provinz der frühen 60er-Jahre ist entsprechend der Lebensmittelladen Nigels bevorzugter Aufenthaltsort. Aber auch als er die Mutter einmal zu Spaghetti Bolognese überredet, bewirkt das keine Verbesserung.

Und nach dem Tod der Mutter sieht sich Nigel in Konkurrenz zur Haushälterin (und künftigen Stiefmutter) Mrs Potter, die den Vater nicht zuletzt mit ihren Kochkünsten zu umgarnen weiß. Der Prozess der eigenen (zudem schwulen) Selbstfindung ist ein schwieriger in diesem Film, der seinen jugendlichen Protagonisten glücklicherweise nicht verklärt, sondern manchmal durchaus auch für den Mutterwitz und die pragmatische Art von Mrs Potter (etwas überlebensgroß verkörpert von Helena Bonham Carter) Sympathien schafft.

"Slater ist ein gottverdammtes Genie", wird der britische Starkoch Jamie Oliver zitiert. Und zwar auf dem Cover der zum Filmstart erschienenen Neuauflage seines autobiografischen Buches "Toast" (deutscher Titel "Halbe Portion"), seines einzigen, das bisher bei uns erschienen ist. Vielleicht wird Nigel Slater ja über den Umweg der Verfilmung auch hierzulande ein wenig bekannter. Verdient hätte er es. Bis dahin könnten sich kulinarisch Interessierte ja schon mal an der Zubereitung des Lemon Meringue Pie, der im Film gleich mehrfach serviert wird, versuchen.

Bewertung: empfehlenswert

Toast GB 2010, 95 Min., ab 6 J., R: SJ Clarkson, D: Freddie Highmore, Helena Bonham Carter, täglich im Koralle, Passage; www.mfa-film.de