Die Literaturverfilmung “Die Einsamkeit der Primzahlen“ ist gelungen: Zwei traumatisierte Jugendliche finden zusammen – und irgendwie auch nicht.

Es ist nur ein einziger Augenblick, aber er prägt ein ganzes Leben. Als Kinder machen Alice (Alba Rohrwacher) und Mattia (Luca Marinelli) Erfahrungen, die sie für immer belasten werden: Alice verirrt sich während eines Skiausflugs ihrer Schulklasse im Nebel, stürzt und wird fortan hinken, während Mattia bei einem Kindergeburtstag seine Zwillingsschwester Michaela auf eine Parkbank abschiebt, von wo sie spurlos verschwindet. Wie diese beiden traumatisierten Außenseiter als Jugendliche zusammenfinden, wie ihre Geheimnisse sie Zeit ihres Lebens nicht loslassen werden und aneinanderbinden, aber zugleich nicht wirklich zueinander finden lassen, davon erzählt "Die Einsamkeit der Primzahlen".

Wird der räumliche Abstand, der entsteht, als Mattia zum Studium nach Deutschland geht, den beiden am Ende helfen, doch noch zusammenzufinden? Regisseur Saverio Costanzo ("Private") hat den Romanerstling von Paolo Giordano, der in Italien ein Sensationserfolg war und auch in Deutschland viele Leser fand, gemeinsam mit dem Autor für das Kino adaptiert. Dabei hat er die chronologische Abfolge des Buches aufgegeben, erzählt erst später von den traumatischen Kindheitserlebnissen und gibt der Geschichte damit etwas Magisch-Geheimnisvolles, fügt der Nüchternheit des Romans ein Element des Melodramatischen hinzu.

Dabei sind es die kleinen Verschiebungen, die die Intelligenz der Adaption sichtbar machen, etwa wenn ein Musikstück, das Ennio Morricone für Thriller von Dario Argento komponiert hat, hier in einem ganz anderen Kontext eingesetzt wird.

Bewertung: empfehlenswert

Die Einsamkeit der Primzahlen Italien/Deutschland/Frankreich 2010, 118 Min., ab 12 J., R: Saverio Costanzo, D: Alba Rohrwacher, Luca Marinelli, Isabella Rossellini, Tommaso Neri, täglich im Holi, Koralle; www.primzahlen-derfilm.de