Die Aeromaschine ist eine Maschine, die Inseln erschafft. Benannt ist sie nach der ersten Insel, die sie erschuf: Ærø. Heute ist dieser Apparat fast in Vergessenheit geraten - man braucht kaum noch neue Inseln, es gibt genug - und wenn ich nun darüber reden möchte, dann sicher auch nur, weil es mein Großvater war, der die Aeromaschine erfand.

Schon damals war abzusehen, dass die Erde auf Dauer zu voll werden würde. Zeugung ersetzte oft Unterhaltung. Menschen, alles voller Menschen, schrie Opa gerne, stand er am Fenster und zeigte mit seinem beigen Zeigefinger nach draußen. Nur mit Schnaps wäre es auszuhalten. Schnaps, das wäre Zaun und Zauber zugleich, und der Schnaps war es auch, der ihn die Insel hatte erfinden lassen.

Andere mögen sagen, Opa hätte es nie zu was gebracht, und tatsächlich wusste man nie so genau, was er tat, ob überhaupt. Er saß im Keller zwischen Schrauben und Muttern, hantierte dort mit Köm und Wahrheit. Nicht selten hörte man ihn mit Schraubstöcken reden. Er füllte Notizhefte mit Diagrammen. Schuf Pläne über alle möglichen Dinge, auch darüber, wie Großmutter funktionierte oder ich - in eine Zeichnung, an der Sven stand, mein Kopf ein Tortendiagramm, hatte er geschrieben: 28 Prozent Unbedarftheit, 43 Prozent Gutmütigkeit, 18 Prozent Gene, sowie ein schmaler Streifen Dummheit.

Niemand hatte Großvater je etwas zugetraut. Schon gar nicht etwas so Wegweisendes wie eine Insel. Kein Mensch war eine Insel, nur Opa.

Mit der Aeromaschine schoss er von Barmbek aus Sand, Mauerwerk und Eilandtüddelüt in die Luft. Dieses verband sich während des Flugs in einem komplizierten Prozess miteinander und klatschte wenig später als Insel ins offene Meer. Sylt etwa ist so entstanden. Wenngleich spätere Inseln formschöner daherkamen als dieses spiddelige Ding, wie Großvater sagte. Nun, am 11. August stellt der Baalsaal eben diese Maschine aus. Gehen Sie hin, sehen Sie sie sich an.