Ralf Schulze leitet seit 2007 das Musikfilm-Festival “Unerhört“

Wir waren sehr jung und hungrig, die 70er waren zwar vorbei und Punk hatte seine Initialexplosivität verloren, aber Hippies waren noch immer allgegenwärtig. Der Sommer 1980: Für Punk waren wir zu jung gewesen, aber das nächste große Ding sollte unseres sein. Aufbruchstimmung. Ich ging in Bielefeld auf ein Konzert einer noch nur in Insiderkreisen bekannten Band mit dem Hammernamen Deutsch-Amerikanische Freundschaft.

Schon der Name war reine Provokation. Und dann waren da Skinheads in superscharfen Klamotten, die vollenergetisch den Laden atomisierten. Die Musik war so was von anders: elektronischer Anti-Rock. Von der Attitüde waren das junge, sehr zornige Männer, die extrem cool aussahen in ihrem an militärischer Straightness angelehnten Stil (sehr kurze Haare, schwarze Anzughosen und Jacken, spitze Schuhe). Was konnte damals mehr provozieren als diese Aggro-Ästhetik?

Wir spürten sofort, hier passiert was Avantgardistisches, völlig Neues. Diese "How-Far-Can-Too-Far-Go?"-Energie, die dann in ihrer 1981er-Platte mit ambivalenten Titeln wie "Mussolini" oder "Alle gegen Alle" auch die linksliberale Mainstream-Haltung angriff, hat mich bis heute nachhaltig beeindruckt. Verrückt auch, wie schwul das alles war. Dadurch retrospektiv natürlich noch besser!

Als ich DAF vor zwei Jahren im Uebel & Gefährlich wiedersah und es wie vor 30 Jahren knallte, da war ich überrascht, wie modern Punk als Kunst-Avantgarde noch immer ist.

Das Album

Alles ist gut veröffentlichte das Duo Deutsch Amerikanische Freundschaft 1981. Darauf: der kontroverse Hit "Der Mussolini"