Geigerin Hande Özyürek und Pianist Fedele Antonicelli überzeugten im Kunst-Forum

Hamburg. Bunt gemischt war das Programm, das die türkische Geigerin Hande Özyürek und der italienische Pianist Fedele Antonicelli am Montag im Bucerius Kunst Forum spielten. Zwar versprach der Konzerttitel "Face to Face with Saygun" vor allem eine Begegnung mit dem türkischen Vorzeigekomponisten Ahmed Adnan Saygun, doch dessen Landsleute Ulvi Cemal Erkin und Özkan Manav waren im ersten Teil auch mit von der Partie, im zweiten folgten Poulenc und Strawinsky und als Zugabe Piazzolla und Beethoven. Überreicht wurde dieser Musikstrauß allerdings mit so viel Spielfreude und Leidenschaft, dass man seine krause Buntheit gerne hinnahm.

Francis Poulencs dem Andenken Federico García Lorcas gewidmete Violinsonate entpuppte sich als Maskenspiel eines traurigen Clowns: So rüde und unvermittelt wechselten im ersten Satz die Stilebenen vom hohen Pathos-Ton zur Unterhaltungsmucke, dass die Musik sich mit ihren jähen Bocksprüngen selbst auf die Schippe zu nehmen schien und doch ihrem eigentlichen Ernst nie entkam.

Einem gänzlich schnöden Grund verdankt die Violinbearbeitung von Strawinskys Divertimento aus "Der Kuss der Fee" ihre Entstehung: Der Komponist war nicht mehr ganz jung und wollte das Geld. Aber immerhin erlaubte dieser Flickenteppich aus Tschaikowsky-Zitaten Özyürek, ihre ganze Passion für den großen, vibrierenden, gefühlsgesättigten Geigenton auszuleben.

Vital und emotional ist auch die Musik von Ahmed Saygun, den man sich als eine Art türkischen Bartók, nur ohne die konstruktive Radikalität des großen Ungarn, vorstellen kann. Eine Stunde lang führte das bestens eingespielte Duo Özyürek und Antonicelli seine Hörer in die Welt der wehmütig-elegischen Gesänge und seltsam stolpernden, asymmetrisch-additiven Rhythmen ein.

Sayguns Klavierstück "Meseli" etwa wirkte mit seinem vertrackten Ostinato wie eine anatolische Version von "Take Five". In seiner großen, klassisch viersätzigen Violinsonate von 1941 hat der Komponist seine Klangsprache aber auch mit scharfen, impressionistischen Akkorden gewürzt. Sein Kollege und Zeitgenosse Ulvi Cemal Erkin, von dem zwei charaktervolle Miniaturen erklangen, scheint dagegen immer ein - virtuos für Klavier komponierender - Folklorist gewesen zu sein.

Blass und bemüht blieb in diesem unterhaltsamen und energiegeladenen Musik- und Stilreigen nur der Versuch des türkischen Zeitgenossen Özkan Manav, sich in seinem Violin-Solostück "Face to Face with Saygun" auf eine qualitative Stufe mit dem Altmeister zu stellen.