Die australische Band Empire Of The Sun erleuchtet den Stadtpark mit einer überdrehten Popshow, bei der alles aufs Schönste zusammen passt

Hamburg. Meist ist ja weniger mehr, aber bei dieser Band kann es gar nicht zu viel sein. Schon seinen Aufgang auf die Freilichtbühne im Stadtpark inszeniert Luke Steele wie eine kosmische Geburt. Während auf der Videoleinwand Kometen explodieren, erscheint der Sänger und Gitarrist des australischen Duos Empire Of The Sun im blauen Satingewand. Auf dem Kopf eine riesige, gen Himmel strahlende Krone.

Zu den Klängen von "Standing On The Shore" singt Steele mit belegter Stimme gegen den um ihn herum explodierenden Sound an. Während vier Tänzerinnen, mal als rote Kobolde, mal als Haifische kostümiert, alles dazu bewegen, was sich bewegen lässt. Steele muss dabei ohne seinen Kompagnon Nick Littlemore auskommen, der aufgrund zu vieler Projekte, darunter die Kompositionen für die aktuelle Show des Cirque du Soleil, nicht mitreist.

Eigentlich versammelt diese Band ja alles, was einen schlechten Geschmack ausmacht. 80er-Jahre-Riffs und Elektrogeblubber, eine Kitsch-Ästhetik, die sich zwischen indianischem Mummenschanz und projizierten Glaspyramiden bewegt, die in ihren fluoreszierenden Farbverläufen an Plattencover eines längst vergangenen psychedelischen Zeitalters erinnern.

Und dennoch, hier passt auf einmal alles aufs Wunderbarste zusammen. Stilisiert zu feinstem Pop-Eskapismus. Das liegt nicht zuletzt an einer rührenden Ernsthaftigkeit, die Luke Steel ausstrahlt, auch wenn er mit seinen weiß umrahmten Augen wirkt wie ein verirrter Krieger des Lichts - eine Kunstfigur mit übersexueller Ausstrahlung. Und an den süffig gebauten Elektro-Pop-Songs. Nicht alles, was das Debüt "Walking On A Dream" versammelt, ist dabei so eingängig wie die Verbrüderungshymne "We Are The People". Bei "Swordfish Hotkiss Night" regiert der Funk. Zugegeben ein eher wenig komplexer, aber einer, der als Ahnherrn den jungen Prince durchaus erkennen lässt.

Empire Of The Sun hat das Zeitalter des Glaubensverlustes längst abgehakt. Und kann deshalb umso hemmungsloser Versatzstücke aus New Age und Fantasy-Welten zitieren, die sich zur Feier der Hemmungslosigkeit vereinen. Die Menge im knapp zu drei Vierteln gefüllten Stadtparkrund bejubelt Reißer wie "Tiger By My Side" oder "Walking on A Dream". Angetan mit einem Fellumhang wagt Steele sogar das Bad in der Menge. Es hätte sich ohnehin niemand getraut, diese Lichtgestalt zu berühren.