Die Galerie Carolyn Heinz, unsere Galerie der Woche, zeigt Arbeiten von Katharina Büche und Michael Kutschbach

Galerie Carolyn Heinz. Tiere sind süß, Tiere sind zum Knuddeln, Tiere leben in den Wohnungen der Städter; der Mensch ist nicht nur durch sie, sie sind mit ihm. Es muss also was dran sein an der Kreatur, dass wir sie derart wertschätzen. Vor allem, wenn sie auf vier Beinen läuft und über eine Ganzkörperbehaarung verfügt. Ganz leicht verwandelt sich Tierliebe dann in Sentimentalität. Darf der moderne Mensch an den tierischen Oberflächen doch bedingungslos lieben, was er an sich selbst mittels Epilation ausmerzt, ob robustes Brust-, sanftes Waden- oder flaumiges Achselhaar. Angekommen in der Kunst ist die Liebe zum animalischen Haar spätestens, seit Meret Oppenheim ihre berühmte Pelztasse schuf.

Auch Katharina Büche, die mit Michael Kutschbach zurzeit in der Galerie Carolyn Heinz ausstellt, macht Kunst aus tierischem Kleid. Aus originalen Pelzen und Fellen zaubert sie plüschig-farbenfrohe Kunstobjekte. Ein Wasserfall stürzt mit 1000-fachem Lammfellhaar in Grün und Rosa die Wand herab. Neben ihm schützt sich ein wuscheliger Ziegenzottel mit rosa Regenschirm vor möglichen Spritzern, während fernab ein erotisches Gebilde aus gelben Kaninchenfellballen fröhlich wie Bär Samson mit seinen Augen kullert.

Noch schöner wird es, wenn die Künstlerin die behaarte Tierhaut dehnt und streckt, ein Lammfell über einen Lampenschirmgestell spannt und dies zur Zierde mit Damenstrümpfen umwickelt. Man könnte meinen, hier würde mächtig übertrieben. Ließe sich das geflochtene Kissenobjekt nicht auch mit ökologisch nachhaltig veganem Kunstfell statt mit moosgrün glänzendem Rindsleder herstellen? Auf keinen Fall. Denn wo das gewöhnliche Haustier zum Liebesersatz, Kuschel- und Streichelwesen verkommen ist und Zootiere wie Eisbären oder Kraken ernsthaften Anlass zur Massenhysterie geben, ist es an der Kunst, auf solch Schieflagen angemessen zu reagieren. Und das heißt auch immer mit einem Quäntchen tierischen Humor.

Auch Michael Kutschbach zeigt Sinn für ungewöhnliche Gebilde, die Hybriden aus organischen, mineralischen oder technischen Strukturen gleichen. Mit Bleistift und Grafitstaub zeichnet sie der australische Künstler in nahezu perfekter 3-D-Darstellung. Ihren Ausgangspunkt nehmen sie auf kreisrunden Papieren, die der Künstler oft tagelang von allen Himmelsrichtungen bearbeitet, bis sich so etwas wie eine komplexe, aus Innen- und Außenwelten bestehende Form herausschält.

Bei ihnen könnte es sich durchweg um einen unentdeckten Zweig der Evolution handeln. Es sind fremdartige Wesen aus dem Reich zwischen Fiktion und Realität - oder wie ein Kritiker einst schrieb: "Parallelwelten."

Plastische Arbeiten und Zeichnung: Katharina Büche*Michael Kutschbach bis 27.8., Mi-Fr 12.00-19.00, Sa 12.00-16.00 Galerie Carolyn Heinz - im Galeriehaus (U Steinstraße), Klosterwall 13, T. 28 78 29 19, Hamburg Finissage: Sa 27.8., die Künstler sind anwesend