Umfangreiche Werkschau der in Kiel geborenen Künstlerin Julia Bornefeld

Stadtgalerie Kiel. So mancher nur mäßig begabten Klavierschülerin wird Julia Bornefeld mit ihrer Installation "Fantasia e Bagatelle" aus der Seele sprechen. Ein riesiges schwarzes Küchenmesser dringt in ein Klavier ein und macht das Spielen unmöglich. Doch diese Dekonstruktion ist nur eine Seite dieses gewalttätigen Umgangs mit dem großen Instrument. Auf einem aufgeschlagenen Notenbuch werden Videos projiziert, die eine Frau zeigen, die sich auf dem Flügel räkelt, mit Händen und Füßen Klavier spielt, so, wie man es im klassischen Unterricht sicher nicht lernt.

Als Abrechnung mit ihren eigenen Bemühungen auf den 88 Tasten will Julia Bornefeld ihre Arbeit nicht verstanden wissen: Der Flügel ist für sie ein Sinnbild des bürgerlichen Lebens, das Messer steht für eine Dissonanz, auf den Videos sind Musik und Musikerin aus dem Gleichgewicht geraten.

Seit zwei Jahrzehnten spielen Instrumente und Musik eine wichtige Rolle in der Kunst der 1963 in Kiel geborenen und jetzt in Österreich lebenden Bornefeld. Ihr aus dem Burgenland stammender Großvater Rudolf Graf war Komponist, Pianist und Dirigent. In einer anderen Installation erklingt ein Werk des Großvaters. "Vanity und High Fidelity" heißt ihre Ausstellung in der Stadtgalerie Kiel. Das ist gleichzeitig der Name für einen eigens für die Ausstellung konzipierten überdimensionalen Grammofontrichter, unter dem sich eine im Verhältnis dazu passende Holzscheibe dreht. Diese rotierende Platte funktioniert gleichzeitig als Tanzboden, als Musik erklingt Ivo Forers Komposition "Vanity", eine Klangcollage, in die Rudolf Grafs "Burgenländische Suite", opus 41, eingearbeitet ist.

Julia Bornefelds Kunst benutzt nicht nur das Medium der Installation. Die Ausstellung, die in Kiel in Kooperation mit dem Tiroler Landesmuseum Ferndinandeum in Innsbruck gezeigt wird, enthält auch Zeichnungen, Fotografien, Malerei und Collagen. Wichtige Merkmale in Bornefelds Arbeiten sind Ironie, Überzeichnung und Verfremdung.

In Kiel hat sie Räume aus diesen verschiedenen Medien komponiert. In einem dieser Kabinette hängen an den Wänden düstere Bilder wie "Der Luxus des Schattens" oder "Destiny Of Vanity". Sie zeigen Frauen, die in staubigen Speichern auf dem Boden liegen, als wären sie einem Verbrechen zum Opfer gefallen. Beispiele für die dunkle Seite der Künstlerin. Dominiert wird der Raum vom Torso eines Mannes auf einem Stapel auseinanderfallender Holzpaletten. "Dow Jones" nennt Julia Bornefeld diesen Kommentar zum Börsencrash von 2008. Angesichts der Finanzkrise der westlichen Welt hat dieser kopflose Mann gerade wieder stark an Aktualität gewonnen.

Julia Bornefeld: Vanity And High Fidelity: bis 4.9., Di/Mi/Fr 10.00-17.00, Do 10.00-19.00, Sa/So 11.00-17.00, Stadtgalerie Kiel, Andreas-Gayk-Straße 31; Internet: www.stadtgalerie-kiel.de