"Alles, was ich in meinem Film zeige", versichert Miraz Bezar, "hat in der einen oder anderen Form stattgefunden." Der in Ankara geborene Regisseur ist mit seinen Eltern nach dem Militärputsch 1980 nach Deutschland ausgewandert. Die gewalttätigen Erlebnisse seiner Kindheit aber haben ihn nie losgelassen. Sein von Fatih Akin koproduziertes Debüt "Min Dît" soll dazu beitragen, "ein wenig Licht in diese finstere Periode zu bringen".

Bezar erzählt die Geschichte zweier kurdischer Geschwister, deren Vater regimekritischer Journalist ist. Bei der Rückfahrt von einer Hochzeit wird das Auto von Geheimpolizisten angehalten. Die Männer erschießen die Eltern vor den Augen der Kinder. Die zehnjährige Gulîstan trägt nun die Verantwortung. Eine Weile lang halten sich die Geschwister über Wasser, indem sie nach und nach alle Möbel verkaufen, aber schließlich landen sie auf der Straße. Eine Kassette mit der Stimme der Mutter, die das Märchen von einem Wolf mit Glocke um den Hals vorliest, ist die einzige Erinnerung an die Vergangenheit.

Bezar inszeniert seine traurige Geschichte optisch unspektakulär. Fast wie in einem Dokumentarfilm beschränkt sich die Kamera (Isabelle Casez) darauf, die Kinder in langen Einstellungen zu beobachten. Der Film verlässt die Kinder nur für wenige Szenen, aber die haben es in sich: Zufällig findet Gulîstan heraus, dass der Mörder ihrer Eltern auch in ihrer Stadt lebt, ein liebevoller Ehemann und Vater, der für die paramilitärische Geheimpolizei arbeitet. Als sich das Mädchen mit der Gelegenheitsprostituierten Dilan (Berîvan Ayaz) anfreundet, bietet sich die Gelegenheit zur Rache.

Min Dît - Die Kinder von Diyarbakir Sa 6.8., WDR Fernsehen, 23.10