Postkarten sind in der Regel zweidimensional. Nicht so bei Regula Venske. Die Autorin ("Ein allzu leichter Tod") schickt uns eine liebevoll befüllte Flaschenpost von der ostfriesischen Insel Langeoog. Reichlich Sand rieselt und Muscheln fallen heraus, als wir die Sendung entkorken. Und siehe da, da kommt auch noch ein Gedicht zum Vorschein. Wie schön.

"Vor 50 Jahren schon hergefahren. Heut auf den Tag 56 - und immer noch unvernünftig. Kein Strandgut, nur Wörter wie Muscheln gesammelt Und alles auf eine Karte gesetzt. Sonnenton Rosengold Windewehen Blutmond. Und Meeresleuchten. Und wenn sich die Nebel drehen, die späten Nebel, und Mutterseelen - allein und fünf Faden tief. Eine Handvoll Sand zwischen den Zähnen. Warte nur, balde steht auch der Wasserturm schief."

Als wir die Flaschenpost öffnen, ist da zudem dieser feine Duft. Stammt er von den Blütenblättern, die wir ebenfalls finden? Oder parfümiert da etwa jemand extra seine Briefseiten?