Einst spielte hier R.E.M, seit mehr als drei Jahrzehnten ist der Klub eine Institution der Hamburger Musikszene. Das wird gefeiert

Knust. Die bekannteste Band, die jemals im Knust gespielt hat, ist R.E.M. Damals, Anfang der 80er-Jahre, als noch niemand die späteren Weltstars um Michael Stipe kannte. Nur eine Handvoll Zuschauer verlor sich damals in dem Kellerklub, der ursprünglich an der Brandstwiete 2 in der Neustadt lag, und dass R.E.M. dort sein Hamburg-Debüt gab, kam nicht von ungefähr: Das Knust war damals schon das Wohnzimmer der amerikanischen Indie-, Folk- und Alternative-Country-Szene.

Jedes Mal, wenn sie auf Deutschland-Tour waren, gastierten hier Penelope Houston, Steve Wynn, Vic Chestnutt und die Walkabouts. Wilco stand hier genauso auf der Bühne wie Jeff Buckley, Townes Van Zandt, Jeffrey Lee Pierce und Heather Nova. Von 1976 bis zu seiner Schließung am 31. Dezember 2001 war das Knust an der Brandstwiete einer der wichtigsten Orte der Musikstadt Hamburg.

Glücklicherweise hatte Betreiber Karsten Schölermann nur zwei Jahre später mit dem ehemaligen Schlachthof-Gebäude am Neuen Kamp 30 ein neues Domizil für das Knust, die Musiker und die Fans gefunden - denn natürlich zog das Publikum mit an die neue Adresse. Inzwischen ist es zu einer guten Tradition geworden, dass im Knust Geburtstag gefeiert wird. Auch aus Dankbarkeit der Betreiber, dass dieser renommierte Klub auch nach seinem Ortswechsel erhalten geblieben ist.

Wenn heute und morgen jeweils vier Bands und Solisten ab 21 Uhr für eine musikalische Nacht im Knust sorgen werden, kostet das nicht nur keinen Eintritt, es gibt dazu auch noch Freibier. Am Freitag wird das Fass auf dem Lattenplatz zwischen Knust und Hanseplatte bereits um 16.30 Uhr angestochen, am Sonnabend mit Rücksicht auf Fußballfreunde dann um 18 Uhr.

Das Programm kann sich auch an diesem Geburtstag sehen und hören lassen. Zwar hat keiner der üblichen US-Freunde wie Chris Cacavas oder Steve Wynn in diesem Jahr Zeit gehabt, bei der Party dabei zu sein, doch auch mit überwiegend deutschen Künstlern lässt sich ein bunter Abend bestreiten. Heute zum Beispiel mit der beachtenswerten Sängerin/Songschreiberin Maike Rosa Vogel. Sie stammt ursprünglich aus Frankfurt am Main, kam dann über Mannheim nach Berlin und landete dort unter den Fittichen Sven Regeners, des Erfolgsautors ("Herr Lehmann", "Neue Vahr Süd") und Sängers der Band Element Of Crime. Wer ihr Konzert vor einigen Wochen im Stadtpark erlebt hat, durfte sich im Vorprogramm an den frischen und witzigen Liedern von Maike Rosa Vogel erfreuen.

Auch Konzerte mit Estuar sind vorbehaltlos zu empfehlen. Die Hamburger Band gewann 2009 den Rock-City-Musikwettbewerb und besitzt mit Helena de Pablos eine charismatische Sängerin. "Shycore" nennt Estuar ihren melancholischen Pop.

Wenn am Sonnabend die Hamburger Band Spring Leads You Home Tonight die Knust-Bühne betritt, wird es dort voll, denn bis zu acht Musiker, darunter ein Bratscher, gehören zu dem Kollektiv. Der Abend wird ziemlich abwechslungsreich, denn während Spring Leads You Home Tonight eher aus der melancholisch-poppigen Ecke kommt, steht Clara Bow für einen Sound zwischen Electro und Garage-Punk.

Aus Berlin kommt Sandy Bird. Die Gruppe steht für experimentelle Klänge, die ideal in einen Soundtrack von David Lynch oder Tim Burton passen würden. Mit Dorit Jakobs steht auch noch eine Sängerin/Songschreiberin auf dem Programm.

Verantwortlich für die Geburtstagsfeier sind Karsten Schölermann, der Betreiber des Knust, und seine langjährigen Programmmacher Dirk Matzke und Robert Roep. Matzke hatte schon im alten Knust an der Brandstwiete die Fäden hinter den Kulissen gezogen, bis heute ist dieses Trio mit Elan dabei, den Klub am Leben zu erhalten, was allen Beteiligten viel Idealismus und Selbstausbeutung kostet.

Aber an diesem neuen Standort mit dem Uebel & Gefährlich auf der anderen Straßenseite und dem Karostar als Nachbar ist im Karolinenviertel ein zentraler Ort für die Hamburger Musikszene entstanden.

Da darf man "Herzlichen Glückwunsch!" sagen und noch viele weitere erfolgreiche Jahre mit spannenden Konzerten wünschen. Es sind ja insgesamt erst 35.

27. + 8. Knust-Geburtstag: Fr 5.8., ab 16.30, Sa 7.8., ab 18.00 (U Feldstraße), Neuer Kamp 30, Eintritt frei; Internet: www.knusthamburg.de