Die Doppelmoral im Iran zeigt der Doku-Film “Im Bazar der Geschlechter“: Immer wieder wird die Ungleichheit zwischen Mann und Frau deutlich.

Im Bazar wird gefeilscht, insofern passt der Titel "Im Bazar der Geschlechter", denn in diesem Film geht es um die Ehe auf Zeit, eine im Iran weitverbreitete Praxis, die es dem Staat ermöglicht, die Sexualität seiner Bürger zu kontrollieren. Ehen auf Zeit werden vor einem Offiziellen geschlossen, sie sind gedacht für junge Männer, die nicht das Geld für eine richtige Ehe haben (aber so ihre Sexualität ausleben können), und für geächtete, rechtlose Witwen sowie geschiedene Frauen, denen sie einen gewissen Schutz vor männlichen Übergriffen bieten, ein legalisiertes Schlupfloch innerhalb eines strengen Gesellschaftssystems.

Drei Protagonisten stehen im Mittelpunkt des Films der in Österreich lebenden iranischen Filmemacherin Sudabeh Mortezai: ein Taxifahrer mittleren Alters, eine geschiedene Frau und alleinerziehende Mutter sowie ein junger, sich jovial gebender Mullah. Wir folgen dem Taxifahrer bei dem Bemühen, eine Wohnung zu finden, was immer wieder daran scheitert, dass diese nur an Verheiratete vermittelt wird. Für die geschiedene Frau wäre eine Ehe auf Zeit die einzige Möglichkeit, ohne Stigma zu leben. Der Mullah verteidigt die Lehre des Koran, sucht aber auch den Rat eines Höhergestellten.

Immer wieder wird die Ungleichheit zwischen Mann und Frau deutlich. Sind die Frauen unter sich, sprechen sie mit großer Offenheit über ihre Erfahrungen. Am Schluss sitzen sie in einem Restaurant und machen sich über den Mullah am Nebentisch lustig (bis der lachend sagt: "Jetzt reicht's. Mach die Kamera aus."). Das immerhin gibt Anlass zu Hoffnung.

Bewertung: empfehlenswert

Im Bazar der Geschlechter Österreich/D 2009, 87 Min., ab 12 J., R: Sudabeh Mortezai, täglich im Koralle-Kino; www.bazar.wfilm.de