Die Arte-Krimiserie “Eine Detektivin für Botswana“ mit Jill Scott führt mitten in den afrikanischen Alltag - fernab aller Klischees

Precious Ramotswe will "Rätsel im Leben von Menschen lösen, die sie nicht selber lösen können". Von solchen Rätseln gibt es in Botswana genug: Frauen sorgen sich um die Treue ihrer Männer, Geschäftsleute fühlen sich von Kunden betrogen, Eltern suchen ihr Kind. Ma Ramotswe ("Frau Ramotswe" in der Landessprache Setswana) löst ihre Fälle mit viel weiblicher Intuition und Beobachtungsgabe. Ab heute Abend können auch deutsche Fernsehzuschauer auf Arte verfolgen, wie Botswanas erste weibliche Detektivin ihre Marktlücke findet.

Nicht nur Afrika-Fans werden beim Anblick der Bilder ins Träumen geraten. Hier geht es nicht um bluttriefende Serienmorde oder forensische Techniken. Precious hat von ihrem Vater einen alten Pick-up und 180 Kühe geerbt, aber sie zieht in der Hauptstadt Gaborone lieber ihr eigenes Geschäft auf. Ihre detektivische Spürnase führt mitten in den afrikanischen Alltag am Rand der Kalahari-Wüste, in dem Traditionen und moderne Ansprüche, die Spätfolgen alter Bürgerkriege und die Seuche Aids eine Rolle spielen. Aber auch ganz normaler Familienzwist, Eifersucht, Eheprobleme - wie bei uns. Tatkräftige Helfer findet Precious in dem schwulen Friseur BK und ihrer fast perfekten Sekretärin Grace. Einen Mr Stringer gibt es im Leben von Botswanas Miss Marple übrigens auch: ihren schüchternen Freund, den Automechaniker JLB Maketoni.

Zwei Jahre lang hatte Regisseur Anthony Minghella ("Der englische Patient", "Unterwegs nach Cold Mountain") nach einer Hauptdarstellerin gesucht und in der amerikanischen R&B-Sängerin Jill Scott endlich gefunden. Sie gibt Precious nicht nur Charme und Witz, sondern auch die Rubens-Figur: "Ich bin traditionell gebaut", sagt die Detektivin selbstbewusst, der lebende Gegenentwurf zu den hyperschlanken TV-Ermittlerinnen, die offenbar nie in die Kantine gehen. Statt der kühlen Geschäftsmäßigkeit sonstiger Krimis entfaltete Minghella seine farbenfrohe, stimmungsvolle Bildsprache. Gedreht wurde an Originalschauplätzen in Botswana. Es ist Minghellas letzte Regiearbeit, 2008 starb er überraschend.

Die Vorlage lieferten die Precious-Ramotswe-Romane des britischen Autors Alexander McCall Smith, die weltweit bereits 20 Millionen Mal verkauft wurden. Mit der Verfilmung ist das kleine afrikanische Land - etwa so groß wie Spanien - endgültig in der internationalen Krimi-Szene angekommen. Gerade erschien beim Eichborn Verlag mit Michael Stanleys "Kubu und der zweite Tod von Goodluck Tinubu" bereits der zweite Krimi um den botswanischen Polizeikommissar David Bengu, genannt "Kubu" (Nilpferd). In einer ethnisch zerrissenen Rebellendiktatur wäre Polizei- und Detektivarbeit als Thema weder witzig noch glaubwürdig. Botswana aber gilt als Afrikas stabilstes Musterländle, was es seinen reichhaltigen Diamantenminen und dem Safari-Tourismus am Okavango-Delta verdankt. Aber Precious Ramotswe ist die beste Werbung für ihr Land.

Eine Detektivin für Botswana heute Arte 20.15. Die nächsten fünf Folgen laufen immer donnerstags