Wenn Menschen ein Instrument spielen, dann machen sie Gesichter wie keine anderen. Vielleicht könnte man sie sogar danach unterscheiden, könnte es in ihren Augen lesen, würde man sie aus dem Moment lösen und von ihrem Instrument. Den Schlagzeuger, der vor sich hinschaut, aber eigentlich in sich hinein. Die Geigerin, deren verzerrtes Gesicht in ein Lachen fließt - das würde man auch gerne können. Vielleicht faszinieren einen diese Gesichter ja deshalb: Weil man nie weiß, wohin die Musik die Menschen gerade trägt und wie sie aussieht, diese Welt, in der alles nur noch klingt.

Doch am Dienstagabend, beim Rathauskonzert der Symphoniker, hatten die Musiker plötzlich andere Mienen. Nichts Ernstes lag darin, kein Einswerdenwollen mit der Musik; es waren einfach Gesichter, in denen sich die der Zuschauer spiegelten. Ein Lachen war auf ihnen zu sehen. Und große Freude. Weil da einer vor ihnen saß, mit dem sie so schnell nicht gerechnet hätten - vor wenigen Wochen hatte er schließlich noch mit dem Tod gerungen.

Jeffrey Tate dirigierte sein erstes Konzert nach schwerer Krankheit. Als er sich in den Pausen zum Publikum drehte, sich verneigte und in die Runde schaute, sah er glücklich aus. Vielleicht ist er in dieser Zeit ein anderer Mensch geworden, vielleicht ist er der Alte geblieben. Aber das stille Klingen in seinen Augen, das hatte man dort noch nie gesehen.