Beim Schleswig-Holstein Musik Festival spielen Yuri Bashmet und die Moscow Soloists heute in der Reithalle Elmshorn.

Elmshorn. Was macht eigentlich ein Weltklasse-Bratscher, dem das schmale Repertoire für sein Instrument nicht mehr genug Herausforderungen bietet? Der Dirigent Yuri Bashmet hat eine bemerkenswerte Antwort auf diese Frage gefunden - denn sie beginnt selbst mit einer Frage: "Wissen Sie, warum ich anfing zu dirigieren? Weil es nicht genug Viola-Repertoire gab. Nur deshalb."

Zehn, fünfzehn Runden hatte Yuri Bashmet als Bratscher durch die renommierten Spielstätten Europas gedreht. "Das hätte ich noch fünf Jahre so weitermachen können, wollte ich aber nicht", sagt Bashmet. "Und so kam es, dass ich selbst ein Orchester gründete: die Moscow Soloists."

Und diese Moscow Soloists sind so gut, dass es sie sogar schon in der zweiten Auflage gibt. Ein erstes Kammerorchester dieses Namens gründete Bashmet bereits im Jahr 1986. Doch auf einer Frankreich-Tournee 1991 nutzen seine russischen Musiker ihre neu gewonnene Freiheit: Sie bleiben lieber im Westen. Nur Bashmet, vertraglich in der Heimat gebunden, kehrt in die Heimat zurück und gründet 1992 mit ausgezeichneten Absolventen des Moskauer Konservatoriums die Moscow Soloists 2nd edition.

Bashmets Anhänglichkeit an das Projekt Moscow Soloists hat gute Gründe, bietet solch ein Kammerorchester doch die umfassendste Lösung für einen vom Bratschen-Repertoire unterforderten Allrounder: Nicht nur, dass Bashmet sich als Dirigent hat profilieren können. Dank zahlreicher Kompositionsaufträge gaben der Star-Bratscher und sein Orchester dem modernen Repertoire für Viola entscheidende neue Impulse. Und eine Vielzahl von Bearbeitungen, die für die Moscow Soloists entstanden, haben altbekannte Musik für die Bratsche neu erschlossen.

Der Erfolg seiner Moscow Soloists ist der Lohn für Bashmets Durchhaltevermögen: Seit der Neugründung hat auch sein Kammerorchester etliche Runden durch die renommierten Spielstätten der Welt gedreht, von der New Yorker Carnegie Hall über den Musikverein Wien, das Amsterdamer Concertgebouw, die Suntory Hall in Tokio, die Berliner Philharmonie bis zum Barbican Centre in London. Mehr als 1200 Konzerte in 45 Ländern haben die 19 Solisten inzwischen gegeben.

1998 wurde eine CD des Ensembles erstmals für den Grammy nominiert. Neun Jahre später erhielten die Moscow Soloists und ihr Chef dann tatsächlich den begehrten Preis als "Bestes Ensemble" und "Bester Dirigent" für ihre Einspielung von Strawinskys "Apollon Musagète" und der Streicher-Bearbeitung von Prokofjews "Visions fugitives".

Auch das Programm, mit dem Yuri Bashmet und seine Moscow Soloists heute beim Schleswig-Holstein Musik Festival in der Reithalle von Elmshorn gastieren, ist zum einen (fast) komplett russisch und zum anderen eine reizvolle Mischung aus Originalen und Bearbeitungen: Bashmet selbst hat Alfred Schnittkes Streichtrio von 1985 für Streichorchester bearbeitet.

Dmitri Schostakowitschs altersweises Streichquartett Nr. 8 c-Moll op. 110 erklingt in einem Arrangement für Solobratsche und Streichorchester, das der russische Komponist mit dem verpflichtenden Namen Alexander Tschaikowsky angefertigt hat.

Max Bruchs jüdisches Gebet "Kol Nidrei" gehört von Rechts wegen eigentlich den ohnehin mit sehr viel schöner Sololiteratur gesegneten Cellisten. Beim Schleswig-Holstein Musik Festival erklingt es in der Fassung für Viola und Streicher. Ein echter, originaler Klassiker für Streichorchester aber ist und bleibt Pjotr Iljitsch Tschaikowskys Serenade C-Dur op. 48.

Yuri Bashmet und seine Solisten werden ihn in Elmshorn auf ihre Weise kunstvoll zu interpretieren wissen.

Moscow Soloists/Yuri Bashmet Viola u. Leitung, Mi 3.8., 20.00, Reithalle Elmshorn (S Elmshorn), Westerstr. 93, Karten zu 26,- bis 49,- unter T. 0431/23 70 70; www.shmf.de