In Previews sind am heutigen Mittwoch die Komödie “Plötzlich Star“ und das Drama “Die Vaterlosen“ zu sehen.

Blankeneser Kino/Cinemaxx. Das Schöne am Kino ist seine Vielfalt. Alles ist möglich auf der Leinwand - von Kunst bis Kommerz, von Arthouse bis Mainstream, von Drama bis Komödie, von oberflächlich bis tiefschürfend. Und so kommt es, dass heute zwei höchst unterschiedliche Filme in Previews zu sehen sind. Anspruchsvolles Drama der eine, quirliges Märchen der andere, und bereits die Filmtitel weisen ein wenig daraufhin: "Die Vaterlosen" von Marie Kreutzer und "Plötzlich Star" von Thomas Bezucha.

"Die Vaterlosen" beginnt so: Vater Hans ist tot. Nun treffen sich seine erwachsenen Kinder in einem alten Bauernhof nach langer Zeit wieder, um ihn zu beerdigen. Da sind Niki (Philipp Hochmair), Mediziner aus München, Vito (Andreas Kiendl), ein unverbesserlicher Idealist, Mizzy (Emily Cox), die an einer neurophysischen Störung leidet, und Hans' Lebensgefährtin Anna (Marion Mitterhammer).

Und dann kommt noch jemand, den niemand erwartet hatte: Kyra (Andrea Wenzl), auch sie eine Tochter des Verstorbenen. Mizzi ist entsetzt: Wie kann es sein, dass sie von der Existenz der Halbschwester nichts wusste? Gemeinsam nun erinnern sich die Geschwister, wie sie in den 80er-Jahren auf besagtem Bauernhof aufwuchsen - in einer Landkommune, in der ihr Vater Hans (Johannes Krisch) freie Liebe, antiautoritäre Erziehung und Verzicht auf Eigentum leben wollte. Ideale, die nur schwer zu verwirklichen waren. Dann wird das Geheimnis gelüftet, warum Kyra mit ihrer Mutter den Hof verlassen musste.

"Die Vaterlosen" ist ein beeindruckendes Spielfilmdebüt. Marie Kreutzer verbindet auf elegante Weise die Vergangenheit mit der Gegenwart, es geht um Neid, Missgunst, Einsamkeit und verpasste Lebenschancen. In Dialogen streiten sich die Geschwister und versöhnen sich wieder, sie beklagen die Abwesenheit des Vaters und ihre Bindungslosigkeit. Dabei gleitet die Inszenierung angenehm dahin. Keine Krisen, keine Katastrophen. Da ist nichts, was man nicht bei einem Glas Wein besprechen könnte. Diese Leichtigkeit muss man erst mal hinkriegen.

In "Plötzlich Star" von Thomas Bezucha wiederum dreht sich alles um drei Amerikanerinnen auf der Reise nach Paris: Seit Jahren schon hat Grace (Selena Gomez), frischgebackene Highschool-Absolventin, für den großen Trip an die Seine gespart, ihre beste Freundin Emma (Katie Cassidy) fliegt mit. Dummerweise verfügen Grace' Mutter - Andie McDowell in einer ihrer selten gewordenen Nebenrollen - und ihr zukünftiger Stiefvater (Brett Cullen), dass Grace' Stiefschwester Meg (Leighton Meester) auf das erlebnishungrige Paar aufpassen soll. Und die ist eine verklemmte Spaßbremse. Zu allem Überfluss hat die lange, gründliche Urlaubsplanung Grace nicht davon abgehalten, eine lausige Bustour mit billiger Absteige zu buchen.

Dann der Wendepunkt: Durch einen Zufall wird Grace mit dem arroganten englischen Society-Girl Cordelia Winthrop verwechselt. Plötzlich wohnen die drei Mädchen in einer Hotelsuite - und gleich am nächsten Tag geht es weiter im Privatjet nach Monte Carlo, wo Cordelia/Grace zu einem Wohltätigkeitsball geladen ist. Und dann tauchen auch noch drei Traumprinzen auf.

Drei bodenständige Texanerinnen in der Welt der Reichen und Schönen: Das ist natürlich eine weltfremde Fantasie, in der die wahren Werte im Leben beschworen werden und das Happy End mit Liebesglück nicht fehlen darf.

Doch so richtig kann man "Plötzlich Star" nicht böse sein. Das liegt vor allem an der 18-jährigen Disney-Entdeckung Selena Gomez, die ihre Doppelrolle in einer Mischung aus bezauberndem Charme und zickiger Boshaftigkeit anlegt. Gelungen sind auch Randaspekte des Films, etwa das schäbige Hotel mit unwilligem Portier oder die Besichtigung von Paris: Im Eiltempo hetzt die Reisegruppe durch den Louvre und auf den Eiffelturm. Die größte Angst ist es, den Anschluss zu verlieren und in dem ach so fremden Land nicht mehr zurück ins Hotel zu finden.

Eine Stadt auf eigene Faust zu erkunden: Das ist hier eher Last denn Befreiung. Und darin kann sich wohl auch jeder Zuschauer wiedererkennen, auch wenn er keine Texanerin in Paris ist.

Plötzlich Star Preview Mi 3.8., 16.30 Cinemaxx Wandsbek, 17.00 Cinemaxx Dammtor und Cinemaxx Harburg, Eintritt 7,50/6,-/5,-

Die Vaterlosen Preview Mi 3.8., 20.15, Blankeneser Kino, Eintritt 7,-/5,-