Der Kunstverein Harburger Bahnhof, unsere Galerie der Woche, zeigt eine mehrteilige Diaprojektion und Installation junger Künstlerinnen.

Harburger Bahnhof. Auf einmal ist er wieder leer, fast nackt, der ehemalige und seit gut einem Jahrzehnt zum Kunstraum umfunktionierte Wartesaal der 1. Klasse im Harburger Bahnhof. Eine symbolische Leere, die auch einen Wechsel in der Leitung des Kunstvereins signalisiert: Seit April leiten hier Isabelle Busch und Franziska Solte die Geschäfte des Vereins, bei dem zurzeit die letzte Ausstellung der ehemaligen Chef-Etage um Britta Peters und Marie Luise Birkholz läuft.

Aber auch wenn der Raum leer ist und die aktuelle Schau mit ihrem Titel "The empty set" die Leere noch einmal hervorhebt, gibt es viel zu sehen: eine mehrteilige Diaprojektion und Installation, zusammengestellt von ehemaligen Studentinnen der Hochschule für Bildende Künste und Mitgliedern der Künstlergruppe "Von dritten Räumen", Rena Donsbach, Anna Lena Grau, Vanessa Nica Mueller und Sonja Vohland.

"The empty set" ist auch Anspielung auf das filmische Set, gewöhnlich der Ort der Handlung, den in diesem Fall das Publikum besetzt: Aus der Mitte des Raumes eröffnet sich einem nur der Ausblick auf die verdunkelten und mit Lamellen versperrten Fenster des Kunstvereins - zwei gegenüberstehende Reihen, die von der jeweils anderen Seite mit sechs klackenden Diaprojektoren bespielt werden. Ihre mechanischen Geräusche künden flüchtige Bilderwechsel an. Aufnahmen, die vor Ort mit Blick nach draußen entstanden sind, von Häusern, Gerüsten, Fassaden, von Tages- wie Kunstlichtsituationen.

Ihre Motive inszenieren ein endloses Spiel mit der Membranfunktion von Fenstern, mit ihren "Ausblicken" wie mit ihren "Einblicken". Licht wird nach innen geworfen, Bilder signalisieren außen. Gleichzeitig verwischen sie die Grenzen zwischen innen und außen. Bilder spiegeln sich, reflektieren auf den Boden und zirkulieren in den Köpfen der Betrachter. So verwandelt sich "The empty set" in einen Wartesaal der Wahrnehmung, einen Verschiebebahnhof der Innen- und Außenbilder. Zum Abschluss der Ausstellung am 20. August (18 Uhr) lädt der Kunstverein zur Finissage mit Gespräch, Vortrag, einem Video von Jakob Hartmann und einem Konzert mit Les Roquettes, Katrin Connan & Marko Pauli ein.

Spätestens dann beginnt für die beiden neuen Leiterinnen der Ernst des eigenen Spielbetriebs, den sie namhaft und vielversprechend planen. Mit der Koreanerin Sunah Choi und dem Briten Haroon Mirza stellen sie zwei junge, aber bereits etablierte Künstler vor, die sich auf dem Feld der Licht-, Klang- und Geräuschekunst bewegen (Eröffnung 7.9., 19 Uhr).

Mit wachsendem Erfolg, wie jüngst Haroon Mirza bewies. Auf der laufenden Biennale in Venedig landete er gleich hinter dem "deutschen Pavillon" und wurde mit dem Silbernen Löwen ausgezeichnet.

"The empty set" Kunstverein Harburger Bahnhof, bis 20.8., Hannoversche Straße 85, T. 76 75 38 96, geöffnet Mi-So, 14.00-18.00