Lizt Alfonso Dance Cuba feiert mit “Amigas“ Premiere im Thalia

Hamburg. "Baram-bam-barambambam", singt das stimmstarke Frauen-Terzett zum Auftakt des Tanztheaters "Amigas" im Thalia-Theater. Und annonciert mit dem Latino-Klassiker "Aus meinen Erinnerungen" ("De mis Recuerdos") das Thema für den Bilderbogen aus Kubas Umbruchszeiten. Vor Castros Revolution tanzte die Jugend noch Mambo in heißen Ballnächten und Rock 'n' roll auf den Straßen. Lizt Alfonso und ihre temperamentvoll über die Bühne fegende Compagnie aus Havanna entführen mit Gesang, Musik und Tanz in die 50er- und 60er-Jahre und reißen das Publikum mehrfach zu Szenenapplaus hin: ein schmissig sinnlicher "Buena Vista Rumba Club".

Mercedes, Caridad und Regla waren in ihrer Jugend als "Amigas" berühmt. Sie trennten sich und treffen sich in der Fernsehshow "Musik und Stars" wieder. Der TV-Moderator will die "wahre Geschichte" wissen, doch die Damen beantworten seine Fragen mit Liedern. Tivoli-Chef Corny Littmann führt zum besseren Verständnis aus dem Off durch die melodramatische Show mit nostalgischem Charme.

Mercedes und Caridad begehren denselben Mann, Regla entbrennt in "skandalöser" Leidenschaft für einen Schwarzen (Oddebi Garcia). Die Choreografin stellt den Sängerinnen Niurka Reyes, Ivette Cepeda und Sory Tänzerinnen als deren Alter Egos zur Seite: die Solistinnen Carmen Rosa Lopez, Claudia Valdivia und Ana Lopez. In Tanzszenen zeigen sie die Konflikte und Träume, in denen auch eine Zigarren rauchende Priesterin auftaucht und die Zukunft weissagt. Es kommt, wie es kommen muss: Beide Frauen wollen vom Sänger (Vadim Larramendi) "viel geküsst" werden, umwerben ihn zu "Bésame Mucho": Ein Höhepunkt.

Das rasant zündende "Rumbatucada"-Trommelfeuer der tollen Live-Band unter Yuniel Rascons Leitung eröffnet nach der Pause die Bilderfolge über Krieg und Reglas Flucht nach Miami, bei der ihr Mann ertrinkt. Kubanern ist der Stück-Kontext verständlicher als uns, wie auch die Anspielungen auf die Santería-Religion oder die Biografie der legendären Sängerin Omara Portuondo, der "Amigas" gewidmet ist.

Bleiben die Bilder szenisch und visuell bruchstückhaft wie es Erinnerungen sind, so vermitteln sich doch intensiv Gefühle und Situationen durch Gesang und Tanz. Weltbekannte Latino-Hits - "Quizás, Quizás, Quizás", "Toda una Vida" und natürlich "Amigas"- sind zu hören. Bei der Premiere war der Ton allerdings übersteuert. Die Choreografin mischt Tangoschritte in den Rumba, wechselt von Cha-Cha-Cha zu Samba, lässt Flamenco und Folklore aufblitzen. Zum glücklichen Versöhnungsfinale zeigt sie einen Klapperlatschen-Steptanz, den Volkstanz aus Santiago de Cuba. Mehr authentisches Lebensgefühl aus der Karibik geht nicht.

Amigas bis 13.8., Thalia-Theater, Karten: T. 040/31 77 88 99; www.liztalfonso.de ; www.tivoli.de