Der nimmermüde Rhythm-&-Blues-Sänger Eric Burdon kommt am 29. Juli - sowie fast jedes Jahr - in die Fabrik.

Fast jedes Jahr kommt Eric Burdon nach Hamburg in die Fabrik, diesen historischen Rockschuppen mitten in Ottensen, den es jetzt auch schon seit vier Jahrzehnten gibt. Vor der Bühne und auf dem Balkon stehen dann überwiegend männliche Zuhörer, aus deren prächtigen Langhaarmatten von einst sind dünne graue Zöpfe geworden. Doch wenn die Band die ersten Takte von "Tobacco Road" anstimmt, erwachen die ergrauten Gestalten, fangen an, im Rhythmus mitzuwippen, oder entlocken ihren Luftgitarren Riffs, die nur sie alleine hören. Die Augen geschlossen, tauchen sie in eine Zeit ein, die fast ein halbes Jahrhundert zurückliegt. In ihre Teenagerzeit, als Eric Burdon zu den herausragenden Persönlichkeiten der noch jungen Rockmusik gehörte.

Zum Posterjungen hat Burdon, Jahrgang 1941, es nie geschafft. Dazu fehlte es ihm an Glamour und Sexappeal. Doch Burdon hatte Stimme, Seele und den Blues. Aufgewachsen in einem Arbeiterviertel in Newcastle, bekam er schon als Kind mit, was ein elendes Leben bedeutet. Als er dann Anfang der 60er-Jahre zum ersten Mal Bluesplatten hörte, erkannte er seine Berufung. Er wollte wie seine schwarzen Vorbilder mit Musik all das Elend ausdrücken, das ihn täglich umgab. Mit Freunden formierte er The Animals und landete eine ganze Reihe von Hits, der größte war "House Of The Rising Sun", ein Lied über ein Bordell in New Orleans.

Die Nummer wurde auch in den USA ein Erfolg, und Burdon machte sich Mitte der 60er-Jahre in das Land seiner schwarzen Idole auf. Er traf dort auf weiße Hippies, experimentierte mit Drogen wie LSD und propagierte Liebe und Frieden. In dem Song "San Franciscan Nights" besingt er seine kalifornischen Erfahrungen. Seinen musikalischen Höhepunkt erlebte Eric Burdon zwischen 1969 und 1971, als er den dänischen Mundharmonikaspieler Lee Oskar und dessen afroamerikanische Band War kennenlernte. Mit ihr nahm er die Alben "Eric Burdon Declares ,War'" und "Black Man's Burdon" auf. Von dieser fantastischen Band angetrieben, fantasierte Burdon sich durch bis zu 15 Minuten lange Songs, in denen er das Elend der Schwarzen und Unterdrückten beklagt und Freiheit fordert. Der Blues-Traditional "Tobacco Road" zählte damals ebenso zu diesen ausufernden Improvisationen wie der Rolling-Stones-Hit "Paint It, Black".

Auch wenn Burdon inzwischen 70 Jahre alt ist, das Gefühl von nach Whisky riechenden Kaschemmen und abgestandenem Qualm, von Absturz und Einsamkeit kann er immer noch ausdrücken. Er ist ein Relikt aus einer längst vergangenen Epoche, doch sein Weg scheint noch lange nicht zu Ende zu sein.

Eric Burdon Fr 29.7., 21.00, Fabrik (S Altona), Barnerstraße 36, Karten zu 27,50 im Vorverkauf; www.ericburdon.com