In seinen Punksongs kritisiert der Ex-Sänger der Dead Kennedys die Macht der Autoritäten.

Knust. Eric Reed Boucher, Künstlername Jello Biafra, ist jemand, der immer aneckt. Ein Provokateur und "demokratischer Anarchist", wie er sich selbst bezeichnet; ein Vertreter des zivilen Ungehorsams. Er ist ein Musiker, der vor Anstößigkeiten nicht zurückschreckt, um damit Zensur zu provozieren; ein Bühnenberserker und intelligenter Agitator gleichermaßen.

Seit mehr als 30 Jahren ist Biafra eine der schillerndsten Figuren der amerikanischen Musikszene, zuerst als Sänger der Combo Dead Kennedys, später als Mitglied von Bands wie NoMeansNo, Mojo Nixon und den Melvins und als Spoken-Word-Performer. Auch als Politiker der amerikanischen Green Party, für die er sich im Jahr 2000 sogar um die US-Präsidentschaftskandidatur beworben hat, ist er aktiv.

Seit zwei Jahren hat Jello Biafra wieder eine Band: The Guantanamo School Of Medicine - eine eindeutige Anspielung auf das umstrittene Gefangenenlager, das die Bush-Regierung auf Kuba errichtete und das auch Präsident Barack Obama noch nicht aufgelöst hat.

"Enhanced Methods Of Questioning", also: "verbesserte Verhörmethoden", heißt das zweite Album von Biafras neuer Band. Eine Zeichnung auf der CD verdeutlicht, was mit diesen Methoden gemeint ist. Sie zeigt einen kurz geschorenen Sonnenbrillenträger beim Water Boarding, einer Foltermethode des simulierten Ertrinkens, die auch bei Gefangenen in Guantanamo angewendet worden ist. In den fünf Songs des Albums inklusive des 33 Minuten langen "Miracle Penis Highway" kritisiert Biafra Polizeigewalt und die Macht der Uniformen, hinter denen sich dumpfe Typen verstecken können, um ihre gemeinen Fantasien auszuleben.

Wie schon bei den Dead Kennedys und seinen Folgebands verpackt Biafra diese harsche Gesellschaftskritik in knüppelharten Punkrock. Er schreit und tobt, während um ihn herum ein von Gitarren, Bass und Schlagzeug erzeugtes donnerndes Inferno über das Publikum hereinbricht. Konzerte mit Jello Biafra sind nichts weniger als ein Sturm der Entrüstung.

Jello Biafra And The Guantanamo School Of Medicine Do 28.7., 21.00, Knust (U Feldstraße), Neuer Kamp 30, Karten zu 19,50 im Vvk.; Internet: www.myspace.com/jellobiafraandthegsm