Robert Morat, die Galerie der Woche, zeigt Werke von Karin Jobst und Oliver Heissner

Robert Morat. Lange vor Fukushima und noch länger nach Tschernobyl nahm sich Karin Jobst eines Kernkraftwerkes an. Nicht irgendeines, sondern dessen in der Nähe ihrer ehemaligen Heimat, des KKW Gundremmingen. Hier arbeitete ihr Vater, hier hatte sie Einblicke ins Innenleben des Kraftwerks, und mit ihm fand die Fotografin das Leitmotiv ihrer 2007 erstellten Serie "atomar - zone1", die jetzt in der Galerie Robert Morat zu sehen ist.

Von Warnung und Mahnung sind die Bilder von Karin Jobst weit entfernt. Mehr noch: Die Betrachter müssen um den thematischen Kontext wissen, um die Fotos verorten zu können, denn "atomar - zone1" ist auch eine Detailsammlung. Eine offensichtliche Botschaft gibt es nicht. Weder die Verstrebungen eines Strommastes noch die durch Langzeitbelichtung verwischte Natur im Umfeld des Kraftwerks suggerieren "Vorsicht Radioaktivität". Und doch schlummert etwas Kaltes und Abweisendes in diesen Bildern, manchmal auch die nüchterne Kühle moderner Ästhetik. Hier bewegt sich Jobst im Rahmen der Industriefotografie.

Dass die in Hamburg lebende Karin Jobst auch neue Wege in der Fotografie beschreiten will, unterstreicht ihre zweite Arbeit "around heaven and men". Zentrales Bild dieser Werkgruppe ist eine aus Hunderten von Einzelbildern zusammengesetzte Sequenz: die filmische Abfolge eines Mannes im Raum, der sich dreht oder um den sich die Kamera dreht, dessen Gesicht aber im Verborgenen bleibt. Aus der Distanz gesehen, erzeugt es eine bewegt abstrakte Schraffur, aus der Nähe ein Sujet, das jegliche klassische Annäherung an sein Bild verweigert.

Auch diesmal laufen bei Robert Morat zwei Ausstellungen parallel. Mit Oliver Heissner, Hamburger Architektur- und Reportage-Fotograf, setzt er das mit Karin Jobst begonnene und übergreifende Thema "Raum" fort. Beispiele aus Heissners Serie "ready mades" geben Einblick in dessen freie künstlerische Arbeit. In diesem Fall in Räume des nahe gelegenen Sprinkenhofs, die Heissner 2002 im Zustand ihrer Renovierung als "ready mades" vorfand. Putz- und erste Malerarbeiten waren bereits abgeschlossen, die Elektriker noch mitten in der Arbeit. Heissner nahm diese kahlen Räume, in die gelegentlich Kabelage von den Wänden eindringt, zum Anlass für Studien. Für eine Annäherung an Räume, die einmal waren und wieder im Werden begriffen sind. Diesen Schwebezustand zeigt er in sehr sparsamen, hellen und fein nunanciert ausgeleuchteten Räumen.

Galerie Robert Morat Karin Jobst, Werkschau, und Oliver Heissner, "ready mades", bis 13.8., Di-Fr 12.00-18.00, Sa 12.00-16.00 (U Messberg), Kleine Reichenstr. 1; T. 32 87 08 90; www.robertmorat.de