Fans rüsten mit Pumps und Wasserpistolen zur “Rocky Horror Show“

Stöckelt die grell bemalte Olivia Jones im vollen Transen-Ornat über den Kiez, bleiben nicht nur Touris wie angewurzelt stehen und starren. Männer im Frauen-Outfit werden trotz CSD-Paraden und Gay-Liberation nie selbstverständlich sein und immer Aufsehen erregen. Ein Hauptgrund, warum die süßen Transvestiten der "Rocky Horror Show" noch immer sichere Zugnummern sind. Vom 27. Juli an jagen sie wieder das unbedarfte Hetero-Paar Brad und Janet und locken die züchtigen Jungverliebten in den "sittenlosen" Sündenpfuhl des Dr. Frank'n'Furter.

Manche Musicals sind nicht tot zu kriegen und kommen erstaunlicherweise ganz ohne Vampire aus. Die heiße Mischung macht es im Fall von Richard O' Brians Dauerbrenner. Er verknüpfte die Parodie auf B-Movie-Horror à la Frankenstein mit Glam-Rock, Transgender und skurrilem Underground-Trash. Die "Rocky Horror Show" startete 1973 von der Studiobühne des Royal Court Theatre in London und eroberte sich die Theater der Welt, nur am Broadway floppte die Brit-Show. Stattdessen wurde Jim Sharmans Verfilmung 1975 mit Tim Curry als Doktor in Strapsen ein Mega-Hit. Das ist noch heute Kult und die erfolgreichste Theaterverfilmung mit Kassenrekord in den Mitternachtsvorstellungen. Damals provozierten Show und Film als Aufruf zu sexueller Freiheit und Freizügigkeit. Und der fetzige Sound weckt nostalgische Erinnerungen an "The Wild Side of the Seventies".

In der Neuinszenierung, die in Köln Premiere feierte, spielt und singt Rob Morton Fowler einen platinblonden Frank'n'Furter mit laszivem Madonna-Hüftschwung. Sky du Mont führt als eine Art deutscher Conferencier durch die englische Show. "Ich bin kein Musical-Darsteller, sondern eine gut eingekaufte Staffage", sagt er mit einsichtiger Selbstironie im PR-Video. Der Schauspieler führt durch die Handlung, kommentiert, was die meisten ohnehin kennen, und kann sich schon auf die "Boring"-Rufe einstellen.

Denn die Hard-Core-Fans stehen schon in den Startlöchern, sichten mottenzerfressene Klamotten und sind ganz scharf darauf, mit Konfetti, Reis und Toastbrot zu werfen. Sie schminken sich die Augen kohleschwarz, rüsten die Pumps und Wasserpistolen, nehmen Zeitungen in die Hand, um aufs verabredete Stichwort in der Show reagieren, mitspielen und lostanzen zu können - zum Leidwesen fleißiger Reinigungskolonnen. Aber die müssen nun mal durch den Müll durch, genau wie die passionierten Rocky-Horroristen durch ihren Orgien- und Party-Rausch zur Feier ihres sexy Evil Master Frank'n'Furter.

Rocky Horror Show Mi. 27.7., 20.00, Vorstellungen bis 21.8., Schauspielhaus (S/U Hauptbahnhof), Kirchenallee 36, Karten zu 26,- bis 74,50 unter der Ticket-Hotline T. 01805/66 36 61 und an der Schauspielhaus-Kasse unter T. 24 87 13; www.bb-promotion.com ; www.rocky-horror-show.de