Der 22-Jährige gibt am Sonntag ein Konzert in der Laeiszhalle

Laeiszhalle. Wer kennt die Geiger, wer zählt die Namen? Mittlerweile ist so sicher wie das Amen in der Kirche, dass mindestens jedes Quartal mindestens drei unfassbar virtuose, ausdrucksstarke Violinvirtuosen auf den Klassik-Mark gedrängt werden. Alle jung, alle hungrig, alle Saitenzauberer mit Präzisionsfingern wie ein Hirnchirurg, glaubt man ihren Lebensläufen.

Ob und wie gut der gerade mal 22 Jahre alte Ray Chen tatsächlich jetzt schon ist, kann und soll er an diesem Sonntag bei seinem Laeiszhallen-Konzert im Rahmen des Schleswig-Holstein Musik Festivals beweisen. Bislang verlief seine Karriere glänzend: Mit 19 gewann er den 1. Preis der Menuhin International Competition in Oslo, ein Jahr später räumte der in Australien aufgewachsene Sohn taiwanesischer Eltern auch beim Concours Reine Elisabeth in Brüssel ab. Dort zu gewinnen ist ein unübersehbares Signal an die Talentscouts der Branche.

Nach Chens Hamburg-Debüt mit Kammermusik im Kleinen Saal der Laeiszhalle im März ist der Hoffnungsträger dieser Saison nun wieder da - diesmal aber im Großen Saal, mit großer Besetzung im Rücken, den Münchner Philharmonikern, und einem Stück, das zu den Standardwerken gehört, ohne die keine ordentliche Karriere beginnen kann: dem g-Moll-Konzert von Max Bruch. Einem großen, rhapsodisch weit ausholenden Meisterwerk, das den Konzerten von Brahms oder Mendelssohn an Beliebtheit in nichts nachsteht. Orchestrales Gegengewicht dazu ist die 8. Sinfonie von Franz Schubert, die "Große" in C-Dur, über die Robert Schumann jubilierte: "Die Sinfonie hat denn unter uns gewirkt wie nach den Beethoven'schen keine noch." Als Mentor und Wegweiser für Chen ist Herbert Blomstedt, der ehemalige Chefdirigent des NDR-Sinfonieorchesters, mit von der Partie.

Ray Chen, Herbert Blomstedt, Münchner Philharmoniker So 24.7., 19.00, Laeiszhalle (U Gänsemarkt), Joh.-Brahms-Platz, Karten zu 10,- bis 91,- unter T. 0431/23 70 70; Infos: www.shmf.de