Hamburg. Der Name Ahmed Adnan Saygun sagt Ihnen nicht viel? Willkommen im Klub. So dürfte es den meisten deutschen Konzertbesuchern am Montagabend in der Harvestehuder St.-Johannis-Kirche auch gegangen sein. Dabei war Saygun, Vaterfigur der türkischen Avantgarde, sogar noch der bekannteste Name. Die Türkei ist in diesem Jahr Länderschwerpunkt des Schleswig-Holstein Musik Festivals, in der St.-Johannis-Kirche führte das zu einem Überraschungspaket voller Entdeckungen - von Ahmed Adnan Saygun und acht jüngeren türkischen Komponisten, die in den 70er-Jahren geboren wurden.

Fast alle haben im Ausland studiert und entsprechend unterschiedliche Einflüsse in ihr Schaffen integriert - diese stilistische Vielfalt spiegelte sich auch im Programm des Bilkent Ensembles. Evrim Demirels "Saz Semaisi Nr. 2" etwa bekennt sich mit raffiniert geschlängelten Melodielinien zur orientalischen Tradition. Dagegen erinnert Orhun Orhons "Music for piano" an Messiaen. Und in Füsun Köksals "Around Circles" für Klarinette erwachsen aus einem Triller immer weiter ausgreifende Gesten und schrille Quietschklänge.

Den stärksten Eindruck machte das Stück "Logos" von Mahir Cetiz: Wie sich da die vibratolosen Töne zu Akkorden von gläserner Klarheit schichteten, wie aus der zeitlosen Ruhe nach und nach eine hektische Bewegung hervorzuckte - das hatte den Sog eines Meisterwerks. Auch weil die jungen Mitglieder des Bilkent Ensembles hier mit einer Präzision musizierten, die sie nicht die ganze Zeit aufrechterhalten konnten: Beim düster gründelnden Anfang in Turgut Pögüns "Second Quality" etwa hätten die Gesten noch konturenschärfer sein dürfen.

Mit den "Circular Etudes" von Tolga Zafer Özdemir fand das Programm einen passenden Abschluss: Da überlagerten sich drei Ebenen zu einem faszinierend dichten Gedränge unterschiedlicher Farben und Bewegungsströme. Fast wie auf einem türkischen Basar.