Herbert Knaup glänzt in der Tiefkühlkostkomödie “Arschkalt“. Morgen feiert der Film Premiere in Hamburg

Passage-Kino. Tiefkühlkostverkäufer haben es nicht leicht. Immer nur fahren, klingeln und eiskalte Geschäfte machen. Berg ist so einer, und dazu noch ein besonders missmutiger. Nachdem er die Firma seines Vaters an die Wand gefahren hat, muss er sich nun auf diese mühsame Art seine Tiefkühlbrötchen verdienen. Mit im Lieferwagen des schweigsamen Zynikers, der am liebsten den Seewetterbericht hört, sitzt der naive, dauerbrabbelnde Moerer (Johannes Allmayer). Berg, gespielt von Herbert Knaup, stöhnt: "Dieser Transporter ist zu klein für zwei." Das kann ja heiter werden. Am morgigen Mittwoch hat die Komödie "Arschkalt" Premiere im Passage-Kino.

"Wo ist denn nun eigentlich dieser Herbert Knaup?", fragt Herbert Knaup. Liest sich vielleicht seltsam, hat aber durchaus seine Berechtigung, denn wir reden über Philosophie. Nachdenkliche Standortbestimmungen hält der Schauspieler für notwendig, für seinen Regisseur André Erkau ist Philosophie offenbar sogar ein Hobby. Er zitiert im Abspann des Films den römischen Denker Seneca und versucht sich selbst in Küchenphilosophie, wenn er seine Charaktere Sätze sagen lässt wie: "Das Leben ist wie Brot. Irgendwann wird es hart." Na ja.

Hart ist natürlich auch die Tiefkühlkost, zu der Knaup im wahren Leben ein eher distanziertes Verhältnis pflegt. "Bin kein Fischstäbchen- und Aufbackfreund, bin gaumenverwöhnt." Seine Schwester betreibt in der Nähe von München auf dem Land ein Restaurant "mit 16, 17 Kochmützen", wie ihr Bruder wirbt, der selbst selten kocht.

Über seine Rolle sagt der 55-Jährige: "Ich habe zum ersten Mal so einen schlechtlaunigen Stinkstiefel gespielt, dem alles egal ist. Ich kenne solche Leute, was für ein fürchterlicher isolierter Zustand." Aber er mag diesen Berg dann doch. Eine Frau, gespielt von Elke Winkens, und einige Erlebnisse während der Verkaufsfahrten haben Auswirkungen auf dessen Aggregatszustand. "Er taut auf", sagt Knaup listig. Überhaupt hat der Allgäuer, der jetzt in Berlin lebt, mit dem trockenen norddeutschen Humor in diesem Film keine Schwierigkeiten. "Allgäuer und Norddeutsche: Beide sind spröde und relativ wortunabhängige Randvölker. Die einen haben die Berge, die anderen die Weite als Begrenzung." Knaup weiß, wovon er redet, er hat acht Jahre in Hamburg gewohnt und gastiert häufiger im St.-Pauli-Theater. In der Hansestadt wurde genauso gedreht wie in Pinneberg, Schleswig, Bremerhaven und an der Schwebefähre im niedersächsischen Ort Osten.

Knaup, der im Fernsehen zuletzt in der Titelrolle von "Eichmanns Erbe" und "Marco W." zu sehen war, überzeugt nicht nur als Mime. Mit seinen beiden Neffen hat er ein Rockalbum in Los Angeles aufgenommen und ist damit durch die Republik getourt. Neffen & Knaup hieß die Band. Sie spielte unter anderem auch im Knust. Zum Tourauftakt in Köln kamen allerdings nur 17 Leute. "James Blunt hatte bei seinem ersten Auftritt in Deutschland auch nur 15", tröstet sich der Onkel Knaup.

Knaup stammt aus einer musikalischen Familie. Sein Vater war Gitarrist in der Band von Lale Andersen. Die Neffen haben Musik studiert, seine Schwester Renate ist Sängerin der Krautrockband Amon Düül II. Das sei eine feine Sache gewesen, als Teenager mit einer Schwester in einer richtigen Band, erinnert sich Knaup. Sein großes Schlüsselerlebnis hatte er 1972 beim 2. British Rock Meeting in Germersheim. "Vor 70 000 Leuten wurde dort drei Tage lang Woodstock nachgespielt. Ich war 16. Family, Pink Floyd, Wishbone Ash waren dort." Aus dem Allgäu ist er damals dorthin getrampt. Als er auf dem Festivalgelände war, hörte er plötzlich die Ansage: "Herbert Knaup, bitte hinter die Bühne kommen." Seine Schwester zeigte ihm den Backstage-Bereich. "Zum ersten Mal sah ich eine Band von hinten vor so einer riesigen Menschenmenge. Da wusste ich: Das ist die richtige Seite. Du musst da oben bleiben. Da unten verschwindest du in der Masse." So ist es gekommen. Musikalisch abgeräumt haben damals übrigens die Headliner Pink Floyd.

Als wir uns kurz darauf im Hotelflur verabschieden, geht plötzlich der ehemalige Pink-Floyd-Bassist Roger Waters an uns vorbei. Der Musiker ist in Hamburg, um seine Show "The Wall" aufzuführen und offenbar im selben Hotel abgestiegen. Knaup hat ein echtes Déjà-vu, packt seinen Luftbass aus und spielt Waters noch schnell das Intro zu Pink Floyds basslastigen "One of These Days" hinterher. Aber Waters ist schon im Fahrstuhl verschwunden.

Arschkalt Premiere Mi 20.7., 21.00, Passage (U Rathaus), Mönckebergstr. 21; Karten zu 8,50/8,- unter T. 46 86 68 60; www.das-passage.de