Dienstag und Mittwoch im Sprechwerk: Das Festival DanceKiosk fordert vom Publikum Geduld und Eigeninitiative.

Hamburg. "Seht ihr?", vergewissert sich Anastasia Schwarzkopf mehrmals beim DanceKiosk-Publikum im Sprechwerk. "Seht ihr?" Je öfter die blonde Performerin in den knackig weißen Shorts die Frage im Tonfall einer kindlich koketten Lolita stellt und den Blick des Zuschauers frech und direkt erwidert, desto deutlicher wird beim Zuschauen des Solos "Ex-Posé": Man sieht eigentlich nichts als die Inszenierung eines oberflächlich bleibenden Körperbilds in mehr oder weniger aufreizenden Posen. Sie sagen nicht wirklich etwas über die Person der jungen Frau auf der Bühne aus, dienen ihr vielmehr als Entwurf eines Wunschbilds oder einem verführerischen Angebot von falschen Versprechungen.

Der "Selbstgestalt" versucht auch Jascha Viehstädt in seinem mit Philipp van der Heijden erarbeiteten Solo nachzuspüren. Es ist als Teil des "Lukas"-Projekts von Tanzinitiative Hamburg und K3-Zentrum für Choreografie entstanden. Ohne die Installation, Musik und Projektionen ist der Performer nun ganz auf sich und sein Spiel mit der Bewegung von Gliedmaßen und Stimmbändern gestellt. Er verbirgt sich unter Wolldecken, erprobt wie ein Kleinkind Gehen, Gesten, Sprechen, scheitert und setzt immer wieder neu an. Es ist, als ob Viehstädt beim Sich-Zurücktasten ins Krabbelalter sich selbst auf die Sprünge helfen will, gerät aber wie Anastasia Schwarzkopf auch in ein verzweifeltes Um-sich-Kreiseln.

Geduld, Eigeninitiative und den Willen, sich auf die Performance einzulassen, fordert bereits Dani Brown zu Beginn des Abends auf der Sprechwerk-Probebühne. In ihrer Improvisation mit Leidensgenossen stellt sie den unbezahlten Künstler als Verkäufer seiner selbst aus, der die erwartete Dienstleitung allerdings verweigert. Mit unschuldig provozierendem Augenaufschlag überlässt sie dem Besucher die Verantwortung für seine Unterhaltung. Zum Schluss entschädigt Filine Volkmann mit fetzigem Hip-Hop-Mix. Der Zuschauer bekommt also doch noch Tanz zu sehen, für den er bezahlt und wie er ihn erwartet hat: mit Akrobatik, lautem Beat und sexy Groove.

DanceKiosk 19./20.7., jew. 20.00, Sprechwerk (U/S Berliner Tor), Klaus-Groth-Straße 23, Karten unter T. 24 42 39 30; www.dancekiosk-hamburg.de