Das Festival Seaside Rendezvous, das Ende August hoch im Norden steigt, lädt zum Warm-up-Konzert.

Astra-Stube. Eine grüne Wiese, ein gelbes Feld und dicke weiße Wolken in einem Himmel so weit: Das Cover zu der sehr empfehlenswerten Platte "In The Ruin For The Perfect" von The Broken Beats könnte in der norddeutschen Tiefebene entstanden sein, unterwegs in die dänische Heimat der Band. Und der Indie-Pop des Septetts, der so energetisch wie bittersüß das Leben feiert, ist tatsächlich der perfekte Soundtrack für eine Fahrt raus aus der Stadt. Sollen doch andere die urbanen Zentren der Welt besingen. Mit den Liedern von The Broken Beats lässt sich wunderbar dem Draußen huldigen. Sonne, Wind, Freiheit. Daher passt es bestens, dass Sänger und Gitarrist Kim Munk und seine Kollegen Ende August beim Seaside Rendezvous in Flensburg aufspielen.

Gut ein Dutzend fein ausgesuchte Bands können bei der zweiten Auflage des Open-Air-Festivals den Beweis antreten, dass die Stadt hoch im Norden nicht nur für polizeiliche Punkte und Grenzverkehr bekannt sein sollte. In und neben der Kulturwerkstatt Kühlhaus direkt am Flensburger Bahnhof treten (denn das Gute liegt so nah) auch diverse Hamburger Acts auf. Herrenmagazin etwa ist mit ihrem Mix aus Punk und Pop, Pathos und Schrulligkeit stets gut dafür, das Herz auf kluge Weise zu öffnen. Und mit Versen wie "Ich kann jetzt nicht schlafen / Ich muss Wege machen" liefert die Combo um Sänger und Gitarrist Deniz Jaspersen bereits passende Slogans für das flirrende Lebensgefühl Festival.

Die Partyschraube noch etwas weiter drehen Le Fly mit ihrer "St. Pauli Tanzmusik" und Caracho mit ihrer dadaistischen Techno-Performance. Und spätestens, wenn tiefer in der Nacht Das Audiolith mit seinen DJ-Kollegen auflegt, dürfte final geklärt sein, dass dieses Festival nicht zwingend für Leisetreter gemacht ist. Doch auch der popkulturelle Wumms hat viele Facetten und Wurzeln. Aus Schweden, Frankreich und England reisen Gruppen an, so etwa das impulsive Britpop-Duo The Sea, das vom Reeperbahn-Festival 2009 noch bestens in Erinnerung ist. Und dass die Rendezvous-Organisatoren ein gutes Händchen für die nächsten größeren Dinger haben, zeigen Einladungen an die Hamburger Pop-Euphoriker Wilhelm Tell Me und die Diskursrocker 206 aus Halle an der Saale.

Wer nicht warten möchte, um sein musikalisches Glück am 26. und 27. August in der schleswig-holsteinischen Provinz zu suchen, der kann sich am heutigen Freitag direkt zwischen Schanze und Altona auf das Seaside Rendezvous einstimmen. Die Veranstalter bitten zum Warm-up-Konzert in die Astra-Stube und holen dazu die Festival-Band My Name Is Music auf die kleine Bühne unter der Sternbrücke. In bester Manier von Duos wie The Kills oder The White Stripes liefern die beiden Wiener Phoebe Hall und Niki Altmann schön spröden Rock, mischen aber auch Blues und Soul in ihr Schaffen. Die Titel ihrer Platten sprechen für sich. "Revolution" heißt das Debüt, "We Are Terrorists" der hochgepriesene Zweitling. Wobei die Frage, wer zwischen Politik, Kunst und Untergrund wen als Terroristen bezeichnet, keineswegs schwarz-weiß verhandelt wird. "Konsequent lässt My Name Is Music jede Form von Ballast weg, jeder Gitarrenakkord und jeder Schellenring ist klar zu hören", loben die Seaside-Macher ihren Act.

Auch das Aufwärmprogramm für dieses Festival-Warm-Up bestreitet ein gemischtes Doppel. Eva aus Hamburg macht Elektro-Pop mit NDW-Charme. Sängerin Jana Hedrich fordert: "Dreh dich, komm beweg dich!" Denn Tanzen geht schließlich überall.

My Name Is Music, Support: Eva Fr 15.7., Einlass: 21.00, Beginn: 22.00, Astra-Stube (Metrobus 3, 15), Max-Brauer-Allee 200, Eintritt: 5,- (Ak.);

Seaside Rendezvous 26. + 27.8., Kühlhaus Flensburg, Festivaltickets 2 Tage: 25,- (Vvk.) / 29,- (Ak.), Tagestickets (nur an der Abendkasse): 17,- (Freitag) / 19,- (Sonnabend); Info: www.seaside-rendezvous.de