Doku, die bewegt: Der Autor und Produzent Walter Steffen ist mit Überlebenden des Zuges die Strecke noch einmal abgefahren und lässt sie erzählen.

Ein Stück kaum bekannter deutscher Geschichte. Am 14. April 1945, also nur wenige Wochen vor Kriegsende, schließen die Nazis in aller Eile das KZ Mühldorf-Mettenheim, ein Außenlager Dachaus, und schicken die 4000 Häftlinge in einem 1000 Meter langen Güterzug auf eine Irrfahrt durch Bayern Richtung Westen. So wollen sie die Gräueltaten vor den anrückenden Amerikanern vertuschen. Ein aberwitziges Unterfangen, zumal sich so ein Koloss kaum übersehen lässt.

Der Autor, Regisseur und Produzent Walter Steffen ist mit Überlebenden des Zuges die Strecke noch einmal abgefahren und lässt sie erzählen. Luis Sneh berichtet, dass es weder zu essen noch zu trinken gab, die Notdurft wurde im Waggon verrichtet, es gab Tod und Krankheit. Dann die Teilung des Zuges in München, weil solch ein langes Ungetüm gar nicht die Berge hochgekommen wäre. Anwohner berichten von gespenstischen Vorgängen, andere wollen nichts bemerkt haben, Max Mannheimer überstand die Odyssee trotz Flecktyphus und hält nun vor Schulklassen Vorträge, die nicht schockieren, aber informieren sollen. Da ist dann auch schon mal ein Witz erlaubt, um so die Versöhnung voranzutreiben. Ein wichtiger Dokumentarfilm.

++++- Endstation Seeshaupt D 2010, 97 Min., ab 12 J., R: Walter Steffen, am 16./17., 24./25., 30./31.7., im Abaton; www.konzept-und-dialog.de/Filme.html