Das Drama “Swans“ ist eine kühle, erschreckende und streng komponierte Studie. Zwei Männer, ein heranwachsender Sohn und eine totkranke Mutter.

Zwei Männer, Tarso (Ralph Herforth) und sein heranwachsender Sohn Manuel (Kai Hillebrand), kommen an einem trüben Wintertag mit dem Flugzeug in Berlin an. Sie sind extra aus Lissabon angereist. Denn: Tarsos ehemalige Lebensgefährtin liegt nach einer aggressiven Chemotherapie im Wachkoma, sie wird bald sterben. Manuel hingegen hat seine Mutter nie kennengelernt. Ihrem Leiden begegnet er mit Gleichgültigkeit. Und dann macht die Kamera von Reinhold Vorschneider deutlich, was dieses Leiden bedeutet: Da liegt ein nackter, lebloser Körper, hilflos, flach atmend. Fremde Hände in Gummihandschuhen bemächtigen sich seiner, waschen ihn, cremen ihn ein, decken ihn wieder zu. Vorschneider blickt genau hin, der Zuschauer sieht das Ritualisierte dieses Prozederes, er ahnt die Entfremdung des Individuums, das keinen Einspruch erheben kann. Tarso und Manuel richten sich derweil notdürftig in der Wohnung der Mutter ein. Während der Vater am Krankenbett wacht und mit den Ärzten spricht, streift der Sohn durch die Großstadt. Seinem Vater hat er nichts zu sagen.

Ein wenig erschreckend ist diese Distanz und Gefühlskälte, mit der sich die beiden Männer begegnen. Dem Überlebenskampf der Frau stehen sie hilflos gegenüber, für ihre Entfremdung finden sie keine Worte. Regisseur Hugo Vieira Da Silva macht die Langeweile der beiden mit streng komponierten Bildern deutlich. Aber er irritiert auch mit Einfällen, die in ihrer Bedeutungsschwere zu weit gehen. Manuels fordernde Sexualität bricht sich in einer fast schon pornografischen Masturbationsszene Bahn, einmal erkundet er den nackten Körper seiner Mutter. "Swans" ist ein eigentümlicher Film, angesiedelt zwischen kühl-faszinierender Studie und geschmacklos-aufgesetzter Künstlichkeit.

Bewertung: annehmbar

Swans Portugal/D 2010, 120 Min., R: Hugo Vieira Da Silva, D: Kai Hillebrand, Ralph Herforth, Maria Schuster, täglich im 3001; www.salzgeber.de