Die Shoegazer-Epigonen The Horrors spielen auf ihrem neuen Album “The Horrors“ auch mal wieder die viel zitierten 80er-Jahre nach.

Wie Musik bei Leuten ankommt, liegt immer am Ohr der Hörer. Und mag der Satz noch so oft gehört klingen, er stimmt auf vielen Ebenen: Er betrifft nicht nur den Geschmack, sondern auch die Einordnung des Gehörten. Was manche nämlich schon x-mal, wenn nicht öfter, gehört haben, ist für andere neu. Für die hat sich das Referenzsystem noch nicht zu voller Blüte entfaltet, ihr Empfang fängt beinahe alle Wellen zum ersten Mal auf. Sie schwappen gewaltig ins Hirn. Das ist ja etwas total Frisches, interessant, teilt den Uneingeweihten der Denkapparat mit. Bei den Informierten, deren Bescheidwissen meist auf der Tatsache beruht, schlicht älter zu sein, sorgt jugendlicher Enthusiasmus nicht selten für gelangweiltes Schulterzucken.

Die englische Band The Horrors beispielsweise erfreute sich in den vergangenen Jahren eines ordentlichen Hypes. Als eine von etlichen Rockbands im notorisch pop-hysterischen Großbritannien. Düster, dräuend, dunkel vibrierend, sich auf der Trennscheide von Hell und Dunkel rasiermesserscharf auf der der Sonne abgewandten Seite bewegend: So ist das, wenn man The Horrors heißt. Der Sound, auch auf dem neuen Album "Skying", ist eine einzige Erinnerung an die 80er-Jahre, als viel von Postpunk und New Wave die Rede war.

The Horrors klangen besonders auf "Primary Colours" heftig nach Auf-die-Schuhe-Gucken. Shoegaze heißt die Spielart des Indierock, bei dem vornehmlich englische Knaben stumpf nach unten sehen, während sie mit ihren Gitarren Feedbackorgien feiern und traurige Texte singen. Bei den zehn neuen Horrors-Songs schalten bei uns alten Säcken die Synapsen ziemlich schnell: Klingt wie Jesus & Mary Chain, wie My Bloody Valentine.

Also nicht so verkehrt. Besonders, weil auch ab und an Synthesizer zum Einsatz kommen ("You Said"), auch sie hatten bekanntlich eine Hochzeit in den fernen 80er-Jahren. Was man sonst über "Skying" sagen kann: Seine psychedelische Stimmung entfaltet das Werk recht eindrucksvoll. Was fehlt, ist allein der Hit. Die Stücke sind eingängig, aber auf den Punkt, um den sich alles dreht, kommt keiner.

Trotzdem gute Platte. Im heiligen Plattenschrank steht sie, na klar, bei den ollen Britpoppern, den ewig jungen.

The Horrors: Skying (Beggars)