Hamburg. Die stellvertretende SPD-Bundesvorsitzende Manuela Schwesig soll in ihrer Eigenschaft als Ministerin für Soziales und Gesundheit in Mecklenburg-Vorpommern versucht haben, in Blättern ihres Bundeslandes PR-Artikel unterzubringen. Laut einem Bericht des "Spiegels" erhielten die Chefredakteure der "Ostsee-Zeitung", der "Schweriner Volkszeitung" und des "Nordkuriers" ein Schreiben Schwesigs, in dem sie ihr Vorhaben erläutert habe, "in den führenden Regionalzeitungen" des Landes "einen mehrteiligen Ratgeber ... ,Kinderschutz ABC'" zu veröffentlichen. Die Artikel sollten "über einen Zeitraum von ca. sechs Monaten in regelmäßigen Abständen (ggf. vierzehntägig) erscheinen".

In einem weiteren Schreiben soll eine Mitarbeiterin aus Schwesigs Ministerium Vorschläge für 25 Artikel gemacht haben. Zwei fertig formulierte Texte hätten ihrem Brief beigelegen.

Die Chefredakteure der Zeitungen lehnten aber ab. "Mit dem Abdruck einer im Ministerium erdachten und produzierten Artikelserie kommen wir mit unserem Credo ,unabhängig und überparteilich' ins Schlingern", schrieb der Chef der "Ostsee-Zeitung" Jan Emendörfer zurück. Sein Kollege vom "Nordkurier" sagte dem "Spiegel", Schwesigs Staatssekretär Nikolaus Voss habe ihm gegenüber die PR-Aktion bedauert: "Voss sagte mir, er könne die Empörung verstehen, leider sei er nicht da gewesen, als die unselige Idee geboren wurde, und habe sie deshalb nicht verhindern können." Ein Sprecher Schwesigs spricht von einem "offenen Angebot an die Presse". Da geplant gewesen sei, das Ministerium als Quelle zu nennen, sei die Kritik unbegründet.