In Hamburg ist Tommaso Cacciapuoti schon lange zu Hause - jetzt gehört der singende Schauspieler auch zum Ensemble in der Speicherstadt.

Speicherstadt. In Hamburg verliebt hat sich Tommaso Cacciapuoti bereits bei seinem ersten Gastspiel in der Winterhuder Komödie 1995. Es sollte jedoch noch einige Auftritte mehr und zehn lange Jahre dauern, bis der Berliner Jungstar vom Theater am Kurfürstendamm an die Elbe wechselte. "Mir hat gleich total gefallen, dass die Stadt kleiner und übersichtlicher ist", sagt der 30-jährige Schauspieler mit dem kompliziert auszusprechenden Namen, der ihm den Spitznamen "Cappuccino" eingebracht hat. "In Berlin ist es ziemlich schwierig, jemandem ein zweites Mal zu begegnen", sagt er. Kaum in Hamburg, ist er seiner heutigen Freundin, der Filmregisseurin Frauke Thielecke, gleich mehrmals über den Weg gelaufen, spielte im "Großstadtrevier" die Rolle des Polizeiobermeisters Fabian Brandt, eroberte sich dann das Altonaer Theater und die Kammerspiele und ist nun glücklich, zum Ensemble des "Hamburger Jedermann" in der Speicherstadt zu gehören.

"Besser!", kommt die Antwort wie aus der Pistole geschossen auf die Frage, wie sich denn der Berliner in Hamburg fühlt. "Ich habe mich antizyklisch verhalten: Was für viele damals ein Grund zur Flucht aus Hamburg war, hat mich angezogen." Der Sohn eines Neapolitaners und einer Finnin lebt seine eigenen Vorstellungen vom Leben. Deshalb ist der dunkeläugige Liebhabertypus auch zum Theater gegangen: aus Neugier auf Menschen, Lust am Spielen und Spaß, sich in gegensätzlichen Charakteren auszuprobieren. Er spielt an den Kammerspielen in Dietmar Loefflers Liederabend "Basta e Pasta" den schmierigen Macho und Frauenabschlepper Fred, lernt als blonder Transvestit Chantal in "Männerbeschaffungsmaßnahmen" die Tricks, Kerle rumzukriegen, und gibt im Theater Kontraste bei "Zweifel" den zwielichtigen, des Kindesmissbrauchs verdächtigen Pater Flynn.

Bei den "Jedermann"-Vorstellungen sind nicht nur Spielen und Singen angesagt, sondern auch Treppenlaufen. Cacciapuoti kommt gerade herunter von der Probe im vierten Boden des Speicherhauses. "Eine echte sportliche Herausforderung ist das hier für mich", feixt er. "Ich habe jetzt wieder mit Joggen angefangen." Ein Sprint in einer knappen Minute ist von ihm gefordert: "Ich gehe aus einer Szene von der Bühne ab, muss über die Fleetbrücke rennen, an sechs Teppichhändler-Läden vorbei hoch in den vierten Stock des Speicherhauses, das Kostüm wechseln und als Allegorie der Arbeit ohne Mikroport im Chor sprechen." Natürlich lautstark und ohne aus der Puste zu sein. "Die Zuschauer unten sitzen zwanzig Meter entfernt und sollen uns hören. Anschließend wieder die Treppen runter auf die Bühne zum Schlussauftritt."

2008 hatte Cacciapuoti die Kultaufführung von Michael Batz besucht. "Sie hat mir gefallen und ich wollte gern mitmachen: Der Abend hat etwas besonders Hamburgisches und ist so eine Institution geworden." Die beiden lernten sich beim Spiel "Über fahrende Gesellen" kennen, das Batz geschrieben und der "Jedermann"-Teufel Erik Schäffler am Michel inszeniert haben.

Auch wenn Cacciapuoti keine Hauptrolle spielt, ist er mit Feuereifer bei der Sache. Er hat mehrere Rollen, darunter einen Banker, einen Schläger, Obdachlosen und einen Matrosen, kann sich dem Publikum in einem Spektrum von Figuren immer von anderer Seite zeigen. Darum hält er sich nicht nur mit Laufen für die raschen Kostümwechsel fit, er lernte auch, auf dem Schifferklavier zu spielen. "Das sieht aber nur so aus, als ob ich es wirklich könnte", meint er bescheiden. "Das ist genauso wie mit meinem Italienisch. Das klingt gut in der Aussprache, aber in der Grammatik bin ich schlecht."

Was der Schauspieler aber wirklich kann, ist singen - und das ohne viel Unterricht. "Ich habe Freude daran und übe gern meine Stimme in einem mehrstimmigen Choral." Auch in Dietmar Loefflers Liederabenden hat Tommaso Cacciapuoti bewiesen, dass er Latin-Lover-Charme, Musik und Rhythmus im Blut hat. Diese Naturtalente hat er vom süditalienischen Vater geerbt. Mit seinem Auftritt in der Speicherstadt wird jedenfalls aus dem Halbitaliener von der Spree ein mit Fleetwasser getaufter waschechter Hamburger Jung.

Der Hamburger Jedermann Sa 9.7., 20.00, Theater in der Speicherstadt (U Messberg, Metrobus 3, 6), Auf dem Sande 1; bis 21.8., jeweils Fr bis So, 20.00, Karten von 18,- bis 49,- unter T. 369 62 37; www.hamburger-jedermann.de